Neue Rangliste für Umweltstrom: Öko ist nicht immer öko
Eine neue Rangliste des Öko-Instituts erläutert, welcher Ökostrom grün ist. Die Anbieter müssen externe Gutachten vorweisen. Greenpeace Energy ist nicht dabei - dafür aber Eon, was zu Kritik führt
Konkret bedeutet das: Der Strom muss in jedem Jahr zur Hälfte aus Anlagen stammen, die jünger als zwölf Jahre alt sind. Damit soll gewährleistet werden, dass Anbieter in Neuanlagen und Öko-Energie investieren. Anbieter müssen außerdem durch ein Öko-Siegel oder unabhängiges Gutachten nachweisen, dass ihr Strom nur aus erneuerbarer Energie wie Wind oder Sonne stammt. Höchstens die Hälfte darf aus Erdgas-betriebenen Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung kommen, die zugleich Heizwärme liefern. Bundesweit hat das Öko-Institut dreizehn Anbieter identifiziert, die diese Öko-Kriterien erfüllen und deren Ökostrom höchstens ein Fünftel mehr als Normalstrom kostet.
Überraschenderweise ist Greenpeace Energy nicht mit dabei. Projektleiterin Dietlinde Quack vom Öko-Institut erklärt: „Greenpeace Energy verzichtet auf Umwelt-Zertifikate und hat uns auch kein unabhängiges Gutachten vorgelegt.“ Robert Werner, Vorstandsmitglied bei Greenpeace Energy, bedauert dies und will bis zur nächsten “Eco Top Ten“ Rangliste, die nun monatlich aktualisiert werden soll, ein Gutachten vorlegen.
Ebenfalls für Verwunderung bei Umweltexperten sorgen andere Anbieter, die sich auf einer ausführlicheren, regional untergliederten Liste von Ecotopten finden: Unter den 134 dort aufgeführten Anbietern sind auch Vattenfall und E.on Avacon. Florian Noto, der die von mehreren Umweltverbänden getragene Stromwechsel-Seite „Atomausstieg selber machen“ betreut, kritisiert diese Auswahl: „Eon will in Deutschland auf Kohle setzen und Atomkraft verlängern.“ Ein solcher Anbieter könne kaum glaubwürdig für eine Wende zu erneuerbarer Energie stehen. „Als Kunde geht man da besser zu einem Anbieter, der sich glaubwürdig mit allen Mitteln für die Energiewende einsetzt.“
Robert Werner von Greenpeace Energy, der nur Ökostrom anbietet, ist gleicher Meinung: „Entscheidend ist, wo das Geld hingeht. Bei E.on gehen Einnahmen aus dem Ökostrom in die gleiche Kasse wie die aus dem Atomstrom. Damit sollen dann neue Atomkraftwerke in England gebaut werden.“
Das Öko-Institut weist die Kritik zurück. Projektleiterin Quack sagt: „Wir bewerten nicht den Anbieter, sondern Angebote.“ Es komme auf die Veränderung des Energiemixes zu mehr erneuerbarer Energie an, und dies sei bei Anbietern, die die Kriterien des Instituts erfüllen, gewährleistet.
Anmerkung der Redaktion:
In einer früheren Version dieses Artikels fand sich eine falsche Tabelle, die Eon Mitte und Yello Strom als bundesweit empfohlene Ökostromanbieter darstellte. Dies war ein Fehler, für den wir um Entschuldigung bitten. Wie von mehreren LeserInnen angemerkt, waren diese von Ecotopten lediglich als Preisvergleich aufgeführt (auch dort in der überregionalen Liste allerdings unter der falschen Überschrift „Ökostromangebote“).
Eon taucht (in Form seiner Tochter Eon Avacon AG) aber unter den von Ecotopten empfohlenen regionalen Anbietern auf, ebenso wie der Atom- und Kohlekraftwerksbetreiber Vattenfall mit seinem Angebot „Privat Naturstrom“. Yello Strom bietet keinen Ökostrom an und wird auf keiner der Listen empfohlen.
Die Tabellen von Ecotopten sind hier zu finden.
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