Neue Platten : Jetzt die Revolution noch preisgünstiger im Groove: Mediengruppe Telekommander
Jetzt kriechen sie heraus, die sozialen Kleingruppen auf der Suche nach dem neuen Groove: Wo man zwischen Posen und einer Position gar nicht mehr unterscheiden möchte (oder wo man wenigstens so tut), dafür aber eine Menge an historischen Verweisen kennt. Willkommen im Abraumhalde der Geschichte. Der Spielplatz für alle neuen Tends. Gerade erst rockten sich Die Türen mit „Das Herz war Nihilismus“ in dieser Referenzhölle warm, dazu passt bestens „Die ganze Kraft einer Kultur“, das Debütalbum der Mediengruppe Telekommander, deren eine Teil in Berlin wohnt und der andere in Wien. Richtig entschieden tut die Musik, in der die Trümmer von Punk und Electro samt der Erinnerung an den Indierock, mehr noch an über den Indierock sozialisierten HipHop, verwaltet werden. Möglichkeit von Pop. „Ihr wollt Konsumkritik, doch die kriegt ihr nicht. / Ihr habt so hart dafür gekämpft, / doch das liegt uns nicht. / Pop. Pop. Bis zum Erbrechen Schreien…“, quengelt es sprechsingend wie sonst nur bei den Zitronen. Und „Komm hol auch du dir / preisgünstig Revolution / mit ein zwei Freibier / und Che-Guevara-Kondom. / Wir sagen Vorsicht, / ein Trend geht um, / du brauchst Veränderung …“ Was durchaus geschickt gemacht ist, wie das Appellative und die gedroppten Trademarks eines radical chic in so eine wirsindheldische Haltung gekippt werden, die eine Verweigerung signalisieren könnte. Möglicherweise. Denn eigentlich tanzen Posen und Positionen nur den Ringelpiez. Da machen sich welche einen Witz über einen Trend, den sie als Trend denunzieren, den sie gern selbst in die Spur bringen würden. Oder wenigstens so tun. Mitmachen, ohne dabei zu sein. Und die Musik bollert, sie stampft und dröhnt einen zu. Wenn man aber ein wenig genauer horcht, hört man auch eine Verzweiflung: das Wissen, dass Zynismus nicht mehr weiterhilft. TM