Neue Filme : Diese Woche neu im Kino
Die Passion Christi
USA 2003, Regie: Mel Gibson. 126 Min.
„Die Passion Christi“ führt etwas fort, was Mel Gibson schon seit seinem 1995 entstandenen Epos „Braveheart“ betreibt: möglichst dicht und oft an Wunden und Körper der Kombattanten herangehen. Er denkt, dem Wesen von Krieg und Bürgerkrieg dadurch nahe zu kommen. Gibsons Filmsprache erspart sich jedes Raffinement. Dazu gesellen sich einige Regieeinfälle, in denen die Dialektik von anklagender Darstellung und sadistischer Fantasie offen zu Tage tritt. So weidet sich Gibson an Details der Folter, die er doch verdammt. Es bleibt die Frage, was es mit dem Übermaß an Gewalt auf sich hat. Vordergründig mag es Gibson darum gehen, die Passionsgeschichte im Namen einer Wahrhaftigkeit aus dem milden Licht der Bibelfilme und der Renaissancegemälde herauszurücken. Dabei ist „Die Passion Christi“ so deprimierend wie Gunther von Hagens’ plastinierte Leichen oder Hermann Nitschs Orgien-Mysterien-Theater. Wer sich von Gibsons Film irgendeine Art der Erkenntnis, eine Offenbarung gar, verspricht, ist so naiv wie einer, der eine Schädeldecke aufschneidet, weil er Gedanken lesen will.