■ Neu im Kino:: "...Bandini" Ein Wintermärchen
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das Foto von dem
Paar im Bett
Das waren noch Winter gegen Ende der 20er Jahre in Amerikas Westen. Knackig kalt, tief verschneit. Was auch Nachteile hatte. Maurer zum Beispiel waren beschäftigungslos. Das brachte manche auf dumme Gedanken.
Es beginnt in der Kirche. Aturo (Michael Bacall), Sohn italienischer Einwanderer, beichtet. Klappe auf, der kleine Junge erzählt von Lügen und anderen Sünden, Klappe zu, er ist erlöst. Aber nicht im weltlichen Sinn. Zu Haus gibt es ja eine weitere Vater-Instanz. Papa Svevo Bandini (Joe Mantegna) ist Maurer, hat kein Geld, aber dafür schlechte Laune. Die Bank verleiht nichts mehr, die böse Schwiegermutter ist im Anmarsch und die fromme Ehefrau Maria (Ornella Muti) hat zur Besserung der Situation nur devote Gesten beizutragen.
Dieses Sammelsurium aus Religion, Armut und italienischem Familienkrach des Romanautors John Fante hat der belgische Jungfilmer Dominique Deruddere nun verfilmt. Warte bis zum Frühling, Bandini heißt das Wintermärchen, aber warten will Svevo nicht.
Derudderes erste amerikanische Kinoarbeit, von Francis
Ford Coppola mitproduziert, ist weniger ein Erzählfilm als ein cineastisches Bad der Stimmungen. In braunen und grauen Farben erleben wir das klirrende Colorado, das durch die harmvollen Lebensumstände der Bandinis noch ein bißchen frostiger wirkt. Der krege Arturo, aus dessen Sicht wir das lustarme Dahinsiechen der Familie miterleben, muß feststellen, daß Vater Svevo beim Totschlagen seiner Freizeit eine Beziehung mit der schwerreichen Witwe Effi Hildegarde (Faye Dunaway) eingegangen ist. Immer wieder fährt die Kamera die winterliche Toreinfahrt zum Anwesen herauf, mal ist es der Vater in der Nacht, mal der Sohn am Tage. Im Gegenschnitt taucht dann das armselige Häuschen der Baldinis auf, zugig, trist und stark ramponiert.
Warte bis zum Frühling, Bandini basiert auf diesen unspektakulären Gegensätzen und dem wohlabgewogenen Zusammenspiel von Moral, Katholizismus und starken Mimiken. Und kurz vor Weihnachten paßt ein verschneiter Winterfilm natürlich in die Zeit. Zum herzwärmenden Happy End gibt es Spaghetti mit Rosmarin. J.F.Sebastian
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