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Die anderen"Nepszabadsag" (Budapest) und "La Repubblica" (Rom) schreiben zum Tode des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman / Zum EU-Gipfel in Helsinki schreibt "The Independent on Sunday" (London) / Zur Fußball-Auslosung für die Europameisterschaft schreiben "Publico" und "Diario de Noticias" (Portugal)

Das Budapester Blatt Nepszabadsag schreibt zum Tode des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman: Die Chance für eine Ent-Tudjmanisierung wäre größer, wenn die nächste Zukunft Kroatiens nicht mehr vom Ausgang interner Machtkämpfe abhinge, sondern der bisherigen Opposition anvertraut würde. Das Land könnte dann wahrscheinlich leichter den Sonderweg verlassen, auf den Tudjman es in den letzten Jahren geführt hat. Das war zwar ein eigener Weg, aber keiner, der in die Hauptströmung der europäischen Entwicklung gemündet hätte. Auch ohne Verbündete vermag ein Land unabhängig zu sein, doch es bleibt auf sich allein gestellt.

Dasselbe Thema kommentiert die linksliberale Zeitung La Repubblica in Rom: Eine Ära endet mit dem biologischen Exitus, wie in autoritären Regimen üblich. Nach dem Tod des unfehlbaren Chefs hält nichts mehr den von Tudjman im Jahre 1991 begründeten Despotismus in demokratischer Soße aufrecht. In den kühlen Beileidstelegrammen aus den europäischen Kanzleien wird zwischen den Zeilen die Hoffnung deutlich, dass mit dem Präsidenten auch sein ethnischer Nationalismus enden möge. Das wäre nicht nur für Kroatien hilfreich, sondern auch für Bosnien und sogar für Serbien, das seinen historischen Feind verlor.

Zum EU-Gipfel in Helsinki schreibt die britische Sonntagszeitung The Independent on Sunday in London: Der Gipfel von Helsinki war ein klassisches Beispiel dafür, wie die EU funktioniert. Die europäische Idee wird durch den Beschluss einer gemeinsamen Verteidigungspolitik und der Osterweiterung gestärkt. Doch im Alltag lebt Europa vom Kuhhandel bei Themen wie Rindfleisch und Steuern. In diesen Punkten gab es in Helsinki nur Hinhalten und keine Entscheidung. Aber wir dürfen uns trösten: Früher oder später wird auch bei diesen umstrittenen Themen ein Kompromiss erzielt werden – denn so funktioniert Europa.

Zur Fußball-Auslosung für die Europameisterschaft schreiben die portugiesischen Zeitungen Publico und Diario de Noticias: Schwerer hätte es nicht kommen können. Portugal spielt in einer Gruppe mit der „Crème de la Crème“. Aber man kann die Auslosung auch von einer anderen Seite sehen. Das deutsche Team befindet sich im Umbruch und hat bei den Weltmeisterschaften 1994 und 1998 nicht überzeugt. Auch die Engländer rissen zuletzt keine Bäume aus. – Portugal wird bei der Europameisterschaft wohl leiden müssen. Aber wir werden erst im Juni wirklich wissen, ob die Auslosung für uns schlecht oder gut war.

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