Neorealismo-Reihe im Lichtblick : Filmgeschichte, der nackten Gegenwart abgeguckt
Geht alles immer hin und her. Die Pendelschläge der Geschichte. Kann also nicht schaden, bei der Neorealismo-Reihe im Lichtblick sich wenigstens als historische Fußnote im Gedächtnis zu halten, dass kurz davor noch im italienischen Kino gut gestylte Upperclass-Damen gern zum weißen Telefon griffen. Weshalb die florierende Kinoproduktion zwischen 1937 bis 41 auch „Telefoni bianchi“ genannt wird, als das imperialistisch faschistische Italien in der Blüte stand. Wenig später war die Pracht dahin und Regisseure wie Vittorio De Sica oder Roberto Rossellini hatten keine Lust mehr, in ihren Filmen die fröhliche Dekadenz der Hollywood-Komödien zu äffen. Der Neorealismo ist zwar keine kinematografische Stunde null, reflektiert aber doch präzise die Nachkriegssituation, als zwischen dem nackten (und zumeist armen) Leben und psychologischer Lotung nicht groß unterschieden werden musste. Für die Probleme des satten Großbürgertums interessierte sich in dieser Zeit sowieso niemand wirklich. Gleich die ersten hart der Gegenwart abgeguckten Filme (mit denen die Reihe heute startet) sind schon die Klassiker des Neorealismo: De Sicas „Fahrraddiebe“ und Rossellinis „Rom – offene Stadt“ als Abrechnung mit dem faschistischen Terror.