: Neoliberales Weltbild bestätigt
betr.: „Frisches Geld für die Denker“, „Habe nun … etwa Geld?“, taz vom 13. 12. 06
Zwar lassen Pointner und Reichert uns potenziellen Prekaristen noch ein letztes Quäntchen Hoffnung, nicht gar so überflüssig zu sein, wie es das Bild vom tags im Callcenter, nachts im Taxi ums Überleben kämpfenden Akademikers glauben macht. Aber wenn einer der Autoren als Grund dafür ganz ironiefrei vor allem die Tatsache anführt, dass selbst – man staune und jubiliere – die „freie Wirtschaft“, wie die Unternehmensberatung McKinsey, unsere Qualitäten zu schätzen weiß, dann bestärkt er damit ein neoliberales Weltbild, das Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften der Wirtschaft unterordnet und nur dann legitimiert, wenn auch sie imstande sind, wirtschaftlich nutzbares Arbeitspotenzial zu produzieren.
Statt Annette Schavans Portrait mit dem hämischen Kommentar „Geist ist geil“ zu versehen, hätte die Tatsache, dass sie sich trotz „ökonomischer Überlegenheit der technokratischen Milieus“ für die Geisteswissenschaften engagiert, doch mehr Anerkennung verdient – und Unterstützung mittels einer durchdachteren Antwort auf die Frage, worin die Bedeutung wissenschaftlichen Nachdenkens über Mensch, Kultur, Gesellschaft und Geschichte jenseits aller ökonomischen Erwägungen liegt. ANJA KRIEGER, Berlin