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■ Nebensachen aus KairoWachdienste und die Träume der Jungs

Sie wachen überall in der Nilmetropole – ob vor der Ägyptisch-Amerikanischen Bank, dem Nile-Hilton-Hotel oder der Kairo-Benetton-Boutique. Wer derart strategische Einrichtungen betreten will, muß seine Taschen den wühlenden Händen der zartblau Uniformierten aussetzen.

Der freundliche, immer betont lächelnde Bewacher an der Eingangstür gehört inzwischen fast zum guten Kundenservice eines jeden Luxusschuppens. Denn in den letzten Monaten explodierten nicht nur einige Terror-Bomben in der ägyptischen Hauptstadt, sondern auch die Nachfrage nach Sicherheit. Eine wahre Inflation an privaten Sicherheitsdiensten ist die Folge. Der gute alte bawaab, Türsteher und Hausmeister in einem, der bisher das Bild der Kairoer Eingänge mit seinem Turban und der gallabeya, dem beinlangen Gewand der ägyptischen Bauern bestimmte, wird mehr und mehr von den klinisch sauberen Uniformierten abgelöst.

Kirsirwiyz, zu englisch Care- Service, ist mit mehr als 12.000 Angestellten und 2.115 zu bewachenden Objekten die größte von 27 privaten Bewachungsunternehmen, die in den letzten Jahren entstanden. Die Liste des Vorstandes liest sich wie die Pensionsliste des Generalstabs des ägyptischen Militärs und der Polizei. Im Ruhestand scheinen sie eine Möglichkeit gefunden zu haben, sich eine goldene Nase zu verdienen. Umgerechnet 60 DM bekommt der Mann in blau jeden Monat vor dem Laden des BMW- Händlers um die Ecke. Der Ladenbesitzer zahlt mehr als das Doppelte an die Firma. „Wir sind da, damit solche Verhältnisse wie in Algerien, wo es fast täglich zu Schießereien zwischen militanten Islamisten und der Regierung kommt, hier erst gar nicht einreißen“, zwinkert mir der Informations-Offizier einer der Generals- a. D.-Firmen zu. Die Polizei allein schaffe das nicht mehr. Kein Wunder bei der wachsenden Zahl von Luxuswagen-Agenturen und Nobel-Boutiquen.

Ähnlich wie neuerdings bei der Polizei hält auch hier das weibliche Geschlecht Einzug in das Geschäft der Sicherheit. Die Zeitungen sind übersät von Anzeigen auf der Suche nach Mitarbeiterinnen. „Frauen, die ein strategisches Gebäude betreten, sollten auch genauestens durchsucht werden. Ein Mann ist für einen solchen Job denkbar ungeeignet“, erklärt Brigadier Gamal Schuer, Besitzer einer Sicherheitsfirma. Noch sind die Frauen ihren männlichen Kollegen jedoch nicht gleichgestellt: Das Recht, jemanden festzunehmen, bleibt nach ägyptischer Vorschrift auch weiterhin nur der männlichen Spezies vorbehalten.

Für das wachsende Selbstbewußtsein der Bewacherzunft sorgte auch der neuste Hit in den Kairoer Kinos: „The Bodyguard“, ein Hollywood- Schmachtstreifen, in dem die Sängerin Whitney Houston von ihrem Leibwächter Kevin Costner vor aller Art hinterhältiger Mordanschläge bewahrt wird. Seither habe ich das Gefühl, daß selbst die Leibwächter des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, mit ihren verspiegelten Ray- Ban-Sonnenbrillen, noch einen Grad cooler wirken, wenn sie ihren Chef abdecken. Und das, obwohl sie im Gegensatz zu Kevin Costner jeden Tag Gefahr laufen, von in Afghanistan ausgebildeten, islamistischen Kamikaze- Kämpfern mitsamt ihrem Bewachungsobjekt über den Haufen geschossen zu werden.

Whitney Houston plagt nun jedenfalls mehrmals täglich mein Ohr. „I will always love you“, singt sie beim schmerzlichen Abschied von ihrem Leibwächter Kevin – inzwischen überall als Soundtrack zum Film in Kairo zu haben. Die Jungs vom Kassettenladen im Haus gegenüber träumen dann bei voller Lautstärke davon, auch einmal in ihrem Leben das Privileg zu genießen, der extrovertierten Whitney aus dem Schlamassel zu helfen. Karim el-Gawhary

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