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Archiv-Artikel

Nazis nicht totschweigen

betr.: „kommentar: Richtige Strategie“, taz vom 24.1.2005

Da kommt man doch ins Grübeln: „Richtige Strategie“ nennt der Autor den Umgang mit Aufmärschen von Neonazis in Moers, die durch „stille Nebenstraßen“ laufen sollen, wo „Rollläden runter“ gelassen sind (auf polizeiliche Verordnung hin?) und keine Zuschauer auf den Gehsteigen. In feinen Villenvierteln oder wo? Und dann seine Vision von einer Zukunft, in der „dieses Häuflein verblendeten Elends (die braunen Horden)... durch Hauptstraßen großer Städte marschiert. Rechts und links gesäumt von einer Masse stiller Menschen denen ab und zu ein feines Grinsen durchs Gesicht fahren würde ... paar ruhige Polizisten dazu, die erkennbare Rechtsverstöße protokollieren und die Täter locker aus dem Haufen ziehen.“

Von welchem Land träumt der Autor? Sieht er nicht fern, liest er keine Zeitung? Die NPD und Kameraden sind „sichtbar in der deutschen Mitte“ angekommen[...] Der Kreisverband der Jungen Union in Wismar-Nordmecklenburg lädt Herrn Hohmann (wegen antisemitischer Äußerung aus der CDU ausgeschlossen) als Festredner zu seinem Neujahrsempfang ein. Die NDP-Fraktion im sächsischen Landtag verweigert das Gedenken an die Opfer das Nationalsozialismus und zieht provokativ aus dem Saal; in allen Nachrichten der öffentlichen Sender kann es das Fernsehvolk miterleben, still von sich hin schweigend mit feinem Grinsen – oder genüsslich feixend? Wer kann das wissen! [...]

Vielleicht liest der Autor und die Ignoranzstrategen nordrheinwestfälischer Kommunen mal in alten Zeitungsbänden der dreißiger Jahre, was bürgerliche Kollegen von Nazi-Aufmärschen in rheinischen und anderen Großstädten meinten – und denkt an die Folgen. ANNELIESE LISSNER, Erkrath