■ Nachgefragt: Für SPD und Holsten?
Gestern haben wir darüber berichtet, daß in der SPD-Zeitung „Süd-West“ die Redakteurin Brigitte Dreyer eine politische Kolumne als Bierwerbung geschrieben hat. Dreyer ist SPD-Ortsvereinsvorsitzende und arbeitet bei der Landeszentrale für politische Bildung.
taz: Im Zuge der Kommerzialisierung der Medien wird inzwischen redaktioneller Platz oder Sendeplatz einfach verkauft...
Herbert Wulfekuhl, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung: In so Anzeigenblättchen ist das üblich, aber dann findet man irgendwo ganz klein noch das Wort Anzeige. Das ist eigentlich das Mindestmaß.
Die Grenzen zwischen Firmenwerbung und Journalismus verwischen sich. Ist das ein Thema für die politische Kultur und insofern für die politische Bildung?
Ja, das wird ein Problem bleiben. Wirtschaftliche Macht muß transparent sein. Das hat ja auch dazu geführt, daß SAT 1 und RTL darauf hinweisen mußten, daß Sendungen wie dieses Glücksrad Dauerwerbesendungen sind.
Gab es in der Landeszentrale für politische Bildung ein Gespräch mit der Mitarbeiterin Brigitte Dreyer über ihre Holsten-Kolumne in der SPD-Parteizeitung „Süd-West“?
Um Gottes Willen. Ich werde doch nicht hier in der Landeszentrale für politische Bildung dienstlich über sowas reden.
Wie finden Sie es als SPD-Mitglied, wenn in einer Parteizeitung eine Bier-Firma eine politische Kolumne sponsert?
Es gab vor Jahren einmal einen Wahlkampfbroschüre der Bremerhavener SPD mit der Parole: „Das Geld gehört in die Wirtschaft“, dazu ein Bild, auf dem Spitzenpolitiker sich an einem Biertresen abfotografieren ließen. Die fanden das völlig naheliegend. Das scheint sich mentalitätsmäßig bis heute gehalten zu haben. Mir war diese Parteizeitung bisher nicht so wichtig. Ich habe erst jetzt den Text durchgelesen, das hat mich erstaunt. Da wird ja das, was danach stattfindet, offenherzig vorher angekündigt. Kurios. Int.: K.W.
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