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■ NachgefragtFrauenpolitik unbeliebt

Die 48jährige Sozialdemokratin Christina Bührmann wird im Juni Waltraud Schoppe als niedersächsische Frauenministerin ablösen. Im Gegensatz zu ihrer Amtsvorgängerin hat sich die in einem Dorf bei Bremen lebende Sozialwissenschaftlerin bundesweit noch keinen Namen gemacht. In Schröder-Land dagegen schaffte sie eine Blitzkarriere. Erst 1990 war sie in den Landtag eingezogen, wo sie sich frauenpolitisch so forsch engagierte, daß die SPD-Frauen sie jetzt nach dem absoluten Wahlsieg umgehend als Frauenministerin vorschlugen.

taz: Über die Auflösung des Frauenministeriums wurde nachgedacht, nicht nur bei der CDU.

Christina Bührmann: Es hat innerhalb der SPD Überlegungen gegeben, das Frauenministerium dem Sozialministerium anzugliedern. Das vor vier Jahren neu geschaffene Frauenressort hatte einige Anlaufschwierigkeiten, wohingegen das Sozialministerium über einen gefestigten Apparat verfügt. Man hätte das mit zwei Staatssekretärinnen vielleicht hinkriegen können, aber das wäre ein völlig falsches Signal gewesen.

Kritik an der Effektivität des Schoppe-Ministeriums hat es auch von Grünen und Frauenbewegung gegeben. Sind da Fehler gemacht worden?

Da ist mir schon einiges unverständlich. Beispiel Landesgleichstellungsgesetz: Das hat drei Jahre in diesem Haus gelegen. Offensichtlich hat da wohl niemand mit Vehemenz dahintergestanden. Gerade ein Ressort, das ständig in der Kritik steht, kann sich so etwas nicht leisten. Es ist kein Geheimnis, daß es grundlegende Differenzen zwischen Frau Schoppe und ihrer Staatssekretärin Christa Karras gegeben hat. Auch das hat nicht gerade zur Effektivität beigetragen.

Es heißt, Sie seien dem Landesvater zu einseitig auf Karrierefrauen ausgerichtet, der Bereich Familienpolitik komme bei Ihnen zu kurz.

Gerhard Schröder und ich haben darüber geredet und uns relativ schnell verständigt. Dem Ganzen lag ein Mißverständnis meiner Position zugrunde. Die klassische Familie mit berufstätigem Vater, Mutter mit zwei Kindern, die zu Hause ist und auch zu Hause bleibt, gibt es doch in der Realität kaum noch. Unsere Familiensituationen sind ganz andere: Wir haben ganz viele Alleinerziehende, unheimlich viele Frauen, die eine Familienpause machen, dann aber wieder in den Beruf zurückwollen. Und dann können sie auch erwarten, daß dafür Angebote gemacht werden.

In der Ära Schoppe sind zentrale Forderungen der Frauenbewegung umgesetzt worden: ambulanter Schwangerschaftsabbruch, kommunale Frauenbeauftragte, das Landesgleichstellungsgesetz. Was bleibt da noch für die Nachfolgerin?

Daran haben die Frauen aus den Fraktionen der SPD und der Grünen kräftig mitgearbeitet. Es wird in den nächsten Jahren sehr darauf ankommen, unter dem Eindruck der ökonomischen Krise dem Abbau von Frauenrechten entgegenzuwirken und auch materiell abzusichern, was erreicht worden ist.

Das wird sehr schwierig, zumal gerade jetzt, wo uns der Wind ins Gesicht bläst, Frauenpolitik auch bei Frauen kein sonderlich beliebtes Profilierungsfeld mehr ist. Ich sehe das in meiner Fraktion: Früher drängten die Frauen in den Sozialausschuß oder in den Gleichstellungsausschuß. Heute wollen sie in den Wirtschaftsausschuß. Das ist zweifellos wichtig. Nur: wenn dabei eine Mißachtung der Frauenpolitik herauskommt, dann ist das gefährlich.

Interview: Annemarie Struß-v. Poellnitz

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