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■ NachgefragtGrüne mit der CDU?

taz: Die Grünen fangen an, mit der CDU zu koalieren. Sind sie eine normale Partei geworden?

Helga Trüpel, grüne Kultursenatorin: Es geht darum, mit welchem Partner man am besten eine ökologische Reformpolitik machen kann. In Gladbeck oder in Mülheim/Ruhr kann man offenbar mit der CDU eher als mit dem Betonköpfen der SPD. Das ist keine generelle Politik, rotgrün bleibt die Perspektive, allgemein gesellschaftpolitisch gesehen. An einzelnen Orten kann es sich aber durchaus anders darstellen. Wenn sich zum Beispiel die Genossen in den Aufsichtsräten der Energiegiganten für eine Politik der Nachtspeicherheizungen stark machen.

Die Gladbecker Erfahrung stößt offenbar hier in Bremen nach drei Ampeljahren auf Interesse...

Nein. Hier gibt es in der CDU kaum Leute, die eine prononciert liberale Innenpolitik machen, im Gegenteil. Es gibt auch keine Bremer CDU-Politikerinnen, die bewußt in Richtung von Geisler, Süßmuth oder Warnfried Detling argumentieren.

Die SPD beginnt aber, rechtzeitig vor der Wahl, die Grünen zu quälen und zu zwirbeln ...

Ja, diesen Eindruck muß man im Moment haben. Wedemeier sitzt wieder etwas fester im Sattel und trietzt offensichtlich die FDP, aber an Themen wie Straßenbahn Linie 4 oder Georg Bitter-Trasse sucht er die harte Auseinandersetzung mit den Grünen. Bei der Bundestagswahl hat die SPD sich in ihren Stammwählerschichten stabilisiert, auch in den Großwohnanlagen sind DVU-Wähler zur SPD zurückgekehrt. Man kommt zudem nicht drumherum festzustellen, wenn rot-grün mehrheitsfähig sein soll, dann muß die SPD sich um die Wähler der Mitte kümmern ...

... also die Wähler rechts von rotgrün...

Ja, aber das verschärft die Auseinandersetzungen um ökologische Themen mit der SPD. Die Grünen müssen gleichzeitig begreifen, daß einfach zu sagen: „rot-grün“ nicht mehr mobilisiert. Es muß deutlich werden, wofür die Grünen stehen.

„Schwampel“ in Bremen ist out?

Dafür sehe ich bei der CDU keinen Ansatzpunkt.

Und bei der FDP?

Bei ökologischen, sozialen und innenpolitischen Fragen ist die FDP nicht an einem Reformprojekt interessiert. Ich beobachte derzeit die Entwicklungen der FDP auf Bundesebene sehr genau. Wird das die neue Haider-Partei mit dem Berliner Manifest? Treibt die FDP uns die linksliberalen Wähler weiter zu? Im Moment stellt die FDP eine reine Wirtschaftslobby dar, die Innenpolitik ist eher restriktiv als liberal. Das ist für uns nicht der attraktivste Teil der Ampel.

Int.: K.W.Foto: Wolff

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