Nachgefragt:: Auch schon ein Erfolg
■ IG Metall-Sekretär Reinken zum Mypegasus-Ergebnis (vgl. taz 26.3.)
taz: Die IG Metall hat für die Mypegasus-Leute auch noch Weihnachtsgeld herausverhandelt...
Dieter Reinken Das ist falsch. Die Mypegasus-Leute bekommen im Jahre 1997 kein sogenanntes Weihnachtsgeld, da sie am Stichtag nicht mehr da beschäftigt sein werden.
Das Land zahlt für die Monate Mai bis September vier Millionen für „tarifliche Sonderleistungen“. Wie setzt sich die Summe zusammen?
Das sind vermögenswirksame Leistungen und das sogenannte zusätzliche Urlaubsgeld von 50 Prozent pro Urlaubstag.
Unter dem Strich 500 Mark pro Nase im Monat?
Das ist bei den einzelnen Beschäftigten unterschiedlich.
Diejenigen, die auf den Werften noch arbeiten, haben zwar vollen Lohn, aber diese tariflichen Sonderleistungen nicht.
Wir haben damals Wert darauf gelegt, daß eine Regelung gefunden wird, die nicht die Ausgangsbasis für eine eventuelle Arbeitslosigkeit später drückt.
Insgesamt haben die also nicht mehr als die Mypegasus-Leute...
Etwas mehr. Alles andere wäre nicht zumutbar und würde die Ungleichbehandlung unter den Beschäftigten verstärken.
Warum hat die Gewerkschaft für die tariflichen Sonderleistungen gestritten und nicht für die Verlängerung der Mypegasus-Laufzeit?
Man kann nicht verlangen, daß die IG Metall einen Tarifvertrag macht über das Arbeitslosengeld. Eine Verlängerung bis Ende des Jahres hätte das Land 20 Millionen mehr gekostet, das war nicht durchsetzbar gegen das Land und die Konkursverwalter.
Man hätte mit den sechs Millionen, die jetzt für tarifliche Sonderleistungen finanziert werden, die Laufzeit schon bis November verlängern können.
Dann wären wir sofort in den Weihnachtsgeldzahlungen gewesen, das wäre viel teurer geworden.
Hätte die IG Metall nicht über ihren Schatten springen und sagen können: Wir verzichten in diesem Fall auf das Weihnachtsgeld, um die Laufzeit zu verlängern?
Warum soll die IG Metall einen Tarifvertrag abschließen, der weiter nichts beinhaltet als das Arbeitslosengeld?
Die Zahl derer, die über die Qualifizierungsmaßnahmen einen neuen Job gefunden haben, liegt unter 30.
Das kann ich so nicht bestätigen. Bis Dezember haben alle ja nicht gehofft, daß es im Schiffbau weitergeht. Die Umorientierung auf neue Arbeitsplätze war sehr verhalten angelaufen. Durch verschiedene interne Reibereien ist die große Welle von Qualifizierungsmaßnahmen auch erst im September 1996 angelaufen. Man wird erst später bewerten können, wievielen das geholfen hat.
Für die 2 bis 3.000 Arbeitslosen, die am Ende des Jahres ohne Mypegasus auf der Straße stehen, gilt das um so mehr.
Das wird das große Problem sein. Deshalb kann man mit der ganzen Geschichte nicht zufrieden sein. Aber wenn wir vor einem Jahr gesagt hätten: So ist eben der Kapitalismus! dann hätten alle kämpferisch Beifall geklatscht und nichts davon gehabt. Mit der Hilfskrücke Mypegasus haben wir die Arbeitslosigkeit um 18 Monate hinausgeschoben. Ich habe das Gefühl, daß das in der heutigen Zeit auch schon ein Erfolg ist. Int.: K.W.
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