piwik no script img

Nachdruck für acht ProzentIG Metall weitet Streiks aus

In der Metall- und Elektroindustrie wird auch am Montag weiter gestreikt. Die IG Metall lehnen das Arbeitgeberangebot ab, die Arbeitgeber nennen 8-Prozent "maßlos".

Fackeln vor dem Sturm: IG Metall-Mitarbeiter in Ingolstadt. Bild: dpa

BERLIN taz/dpa Mit ersten Warnstreiks hat sich die IG Metall am Wochenende für die Tarifauseinandersetzung mit den Arbeitgebern warmgelaufen. Kurz nach Ende der Friedenspflicht legten am Samstag laut Gewerkschaft mehr als 8.000 Beschäftigte in mehreren Bundesländern vorübergehend die Arbeit nieder.

Im Mittelpunkt der Aktionen stand der Automobilhersteller Audi, an dessen Hauptsitz Ingolstadt sowie im Werk in Neckarsulm 5.000 Arbeitnehmer die Arbeit niederlegten. Am Montag weitete die IG Metall ihre Aktionen wie angekündigt aus. Diesmal sind 30.000 Metaller zum Warnstreik aufgerufen.

Die IG Metall verlangt für die 3,6 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie 8 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber boten in der dritten Verhandlungsrunde vergangene Woche eine Erhöhung von 2,1 Prozent für 2009 an.

Für die Monate November und Dezember 2008 bieten die Arbeitgeber eine Einmalzahlung von 0,8 Prozent an. Unternehmen sollen dabei aus wirtschaftlichen Gründen die Hälfte der Einmalzahlung, also 0,4 Prozent, kürzen können. Die Gewerkschaft bezeichnete das Angebot als "Mogelpackung aus dem Land von Liliput".

Bei einer IG-Metall-Aktionskonferenz in Hamburg sagte der Vizechef der Gewerkschaft, Detlef Wetzel: "Diese Minus-Angebot ist eine Beleidigung." Es erkenne weder die Leistung der Menschen an noch gleiche es die Preissteigerung aus. "Wir müssen in dieser Tarifrunde dafür sorgen, dass die Ergebnisse des Aufschwungs bei uns endlich ankommen", sagte Wetzel vor 1.000 Teilnehmern. Er sagte in Richtung der Arbeitgeber: "Auf dieser Basis ist eine schnelle Einigung nicht möglich."

Wann die Verhandlungen weitergehen, ist noch unklar. Voraussichtlich am 10. oder 11. November werde es zur letzten Verhandlungsrunde kommen, erklärte die IG Metall. Gleichzeitig werde auch der Vorstand der IG Metall tagen und möglicherweise über eine Urabstimmung für unbefristete Streiks entscheiden.

Dem Vernehmen nach streben die IG Metall in Baden-Württemberg und der Arbeitgeberverband Südwestmetall am 11. November eine weitere Verhandlungsrunde an. Im Südwesten hatten die Arbeitgeber erstmals ihr Angebot vorgelegt.

Vergangene Woche schon hatte die IG Metall Baden-Württemberg alle Tarifgremien vor Ort, um "abschlussfähig" zu sein. Bei der nächsten Verhandlungsrunde wird es genauso sein. Die Aussicht auf eine Einigung in nur einer Verhandlungsrunde erscheine gering, sagte dagegen Wetzel.

Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt sprach von einer "maßlos überzogenen" Forderung der IG Metall. Die Tarifpartner sollten "alles tun, um die negativen Auswirkungen auf die Unternehmen und insbesondere auf die Beschäftigungssituation so gering wie möglich zu halten", sagte Hundt im Deutschlandfunk.

Das Angebot der Arbeitgeber sei "fair und der Situation angemessen". Hundt rief die IG Metall auf, dazu beizutragen, "dass ein Abschluss erzielt wird, der die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre fortsetzt".

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • D
    Danny

    Also die IGM hat es mal wieder verpennt....wie immer.... Die Arbeitgeber freuen sich doch gerade jetzt über Streiks.. so brauchen Sie, erstens, keine Kurzarbeit zu verkünden und zweitens, sparen nebenbei noch reichlich (millionen) an Lohnzahlungen. Mehr freude kann man ja einer Firma nicht zukommen lassen. Und die Bonzen lachen sich schepp.

    MfG

  • E
    emil

    Um ein bisschen zu provozieren werfe ich 'mal folgenden Vorschlag in die Debatte, nicht nur für Metall- und Elektroindustrie, sondern allgemein sollte gelten:

     

    1. Mindestlohn von (netto) 10 Euro/Stunde

     

    2. Maximalarbeitszeit von 35 Stunden/Woche

     

    3. Maximaleinkommen von (netto) 4000 Euro/Monat

     

    (gleich, wie das Einkommen zustanden kommt, also evtl. auch durch Zinsen, Wertpapiere etc.), d.h. alles darüber wird zu 100% versteuert. Schließlich sind Parlamente, Landtage etc, die über die Bestimmung der Gelder verfügen (via vom Parlament beschlossene Budgets), doch demokratisch gewählt, oder?

     

    4. Zur Verhinderung von Steuerflucht wird das Bankgeheimnis abgeschafft, zumindest für Ermittlungen bei Tatbeständen von mehr als 10.000 Euro je Person betreffen.

     

    5. Auch Praktika und andere Ausbildungszeiten (auch Studienzeiten) werden bei nachgewiesenen adäquaten Leistungen als Erwerbsarbeit behandelt,

    unbezahlte Praktika abgeschafft.

     

    Beispielsweise bei der Ablehnung von Punkt 3 ist dann zu sehen, wer auch bei den Gewerkschaften sozial zu sein nur heuchelt und von der gleichen Würde aller Menschen nicht viel verstanden hat.