Nach öffentlicher Kritik: Schäubles Sprecher tritt zurück
Konsequenz aus der öffentlichen Schelte: Der Sprecher von Finanzminister Schäuble, Michael Offer, ist zurückgetreten. Er war vom Minister bei einer Pressekonferenz abgekanzelt worden.
rtr/dpa | Der von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) öffentlich kritisierte Pressesprecher des Ministeriums, Michael Offer, ist zurückgetreten. In einem der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorliegenden Brief an Schäuble schreibt Offer, ihm sei deutlich geworden, dass er nicht das volle Vertrauen des Ministers genieße. "Ich erkläre damit meinen Rücktritt als Ihr Sprecher und bitte um Zuweisung einer neuen Aufgabe", heißt es wörtlich.
In einer knappen Mitteilung erklärte Schäuble am Dienstag, Offer habe ihn gebeten, ihn von seiner Funktion als Sprecher des Ministers zu entbinden: "Diesem Wunsch habe ich heute entsprochen."
Kurz nach Beginn einer Pressekonferenz zur neuen Steuerschätzung am vergangenen Donnerstag hatte Schäuble die Pressekonferenz in seinem Ministerium verlassen, weil eine Unterlage mit Zahlen zum Schätzergebnis nicht vorher an die Journalisten verteilt worden war.
Er habe bereits 20 Minuten vor Beginn der Pressekonferenz darauf bestanden, dass alle Presseinformationen ausgeteilt sein sollen, kritisierte Schäuble seinen Sprecher Offer. Auf dessen Einwände konterte der Minister mit den Worten: "Reden Sie nicht, sondern sorgen Sie dafür, dass die Zahlen verteilt werden."
Einige Politiker von SPD und FDP hatten Schäuble nach dem Vorfall aufgefordert, sich für sein Verhalten zu entschuldigen. In einem Interview mit der Bild am Sonntag hatte Schäuble die Zurechtweisung dann auch bedauert. "Bei aller berechtigten Verärgerung habe ich vielleicht überreagiert", sagte Schäuble.
Das Video von der Pressekonferenz mit der öffentlichen Rüge an Offer ist im Netz zum Klickbringer avanciert. Auf You Tube riefen bis Dienstag Vormittag mehr als 320.000 Nutzer das Video auf.
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