Nach dem Sturm: Für dieruhigeEcke
Hamburger Soundtrack
von Nils Schuhmacher
Es gibt Befürchtungen, dass Hamburg an diesem Wochenende „nur wegen Musik“ bis zu 120.000 Menschen mehr beherbergen muss. Zumindest wusste ein ortsansässiges Boulevardblatt zu berichten, das Programm des Reeperbahn-Festivals sei so interessant, dass man sich am liebsten vierteilen möchte, um all die auftretenden Bands zu sehen.
Die Wirkungsmacht von Boulevardblättern ist allgemein bekannt, siehe zum Beispiel das Thema Flüchtlinge. Probleme der Unterbringung werden auf die Stadt aber in diesem Fall nicht zukommen. Viele der gevierteilten 30.000 Besucher haben nämlich entweder ein schönes Zimmer in einer WG auf St. Pauli, der Veddel, der Schanze. Oder sind nur Vorüberreisende und fahren zusammen mit den Bands wieder ab. Über die Reeperbahn wird nach all dem aufregenden Rock-Talk dann wieder der lässige Duft eines angehenden Business Improvement Districts wehen können.
Mal ganz nüchtern betrachtet, hätte es Nick Saloman wohl eher schwer, sich durch einen solchen ‚BID’ zu bewegen – und in London, seiner Heimatstadt, gibt es davon gleich 37. Saloman wurde einmal knapp als „neo-psychedelic renaissance man“ vorgestellt, noch knapper lässt er sich auch als Mann hinter Haaren beschreiben bzw. charakterisieren.
Bereits seit Mitte der 1970er ist der Multiinstrumentalist dabei, Platten einzuspielen, nach vielen Jahren alleinigen Werkelns hat er The Bevis Frond Anfang der 1990er schließlich zu einer Gruppe ausgebaut und schaut mittlerweile auf über 20 Studioalben zurück, was ihn outputmäßig in die Liga von Herren wie Robert Pollard (Guided by Vocies) bringt.
Ansonsten ist seine Spielklasse eher die ruhige Ecke, in der sich Kennerinnen und Kenner herumdrücken, die „Hendrix/Wipers/Byrds sound but with a distinctly British feel“ mögen. Und während alle wieder erfreut zu Hause sind, kann sich die kleine Gruppe an diesem ehernen Grungepop, an Folk und Psychedelic mit langen Soli erwärmen (29.9., Hafenklang).
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