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NPD in BerlinRechtsextreme Raumnot

Die Strategie der Berliner Bezirke scheint aufzugehen. Für ihren Landesparteitag schafft es die NPD nicht, öffentlichen Räume anzumieten. Die Mietklauseln sind nicht zu erfüllen.

Bei den Bezirken kommt die NPD nicht mehr an. Bild: dpa

BERLIN taz | Das von den Berliner Bezirken vereinbarte Vorgehen gegen rechtsextreme Parteien funktioniert offenbar. Der NPD ist es in den vergangenen Wochen nicht gelungen, wie erhofft bei den Bezirken einen Raum für ihren für Mitte des Monats geplanten Landesparteitag zu erhalten.

Deshalb weicht der Landesverband nun laut Medienberichten in die Bundeszentrale nach Köpenick aus. Bereits am morgigen Samstag soll der Parteitag stattfinden. "Es ist ein Erfolg, dass es der NPD unmöglich wurde, ihren Parteitag in öffentlichen Räumen abzuhalten", sagte Matthias Müller von der Mobilen Beratung gegen Rechts (MBR) der taz. Von der NPD war am Donnerstag keine Stellungnahme zu erhalten.

In der vergangenen Woche hatte die NPD mitgeteilt, dass im Februar ein neuer Landesvorstand gewählt werden soll. Als Vorsitzender will Uwe Meenen kandidieren, der mehrfach versucht hat, für die NPD Immobilien zu erwerben. Zu dem Treffen werden rund 100 Mitglieder erwartet.

In der Regel versucht die NPD, bei den Bezirken Räumlichkeiten anzumieten. Die sind - wie alle Behörden - laut Gesetz verpflichtet, alle Parteien gleichzubehandeln. Mitte Januar dieses Jahres hatten sie sich nach langem Ringen auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt, um die NPD trotzdem draußen zu halten: In den Verträgen soll eine Mietklausel aufgenommen werden, die in den Räumen rassistische, antisemitische und antidemokratische Äußerungen untersagt. Die Klausel gilt für alle Parteien, trifft aber vor allem die NPD.

Die Polizei bestätigte am Donnerstag, dass die rechtsextreme Partei bei den Bezirken abgeblitzt ist. "Unser Stand ist, dass wir noch von keinem Bezirk eine entsprechende Meldung bekommen haben", sagte Polizeisprecher Klaus Schubert der taz. Nach Kenntnis der Polizei sei auch derzeit keine entsprechende Anfrage in Bearbeitung. Steglitz-Zehlendorf hatte eine Mietanfrage der NPD für Februar abgelehnt, wie der stellvertretende Bezirksbürgermeister Uwe Stäglin (SPD) der taz bestätigte.

"Es ist wichtig, dass die Bezirke gemeinsam gegen die NPD vorgehen", sagt Mari Weiß, jugendpolitische Sprecherin der Linken. "Die Uneinigkeit der Bezirke war früher ein Grund dafür, dass die Partei dort Räumlichkeiten nutzen konnte." Auch CDU-Innenpolitiker Robbin Juhnke findet es "gut, dass alle Möglichkeiten ausgelotet werden". Solange die Partei nicht verboten sei, "kann man wenig machen und muss auf solche Vereinbarungen setzen". Thomas Kleineidam, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, weist allerdings darauf hin, dass diese Verdrängung eine "zweischneidige Sache" sei: "Eine Partei ist ja auch durch das Parteiengesetz verpflichtet, Parteitage abzuhalten."

In den letzten Jahren gab es immer wieder Konflikte zwischen den Bezirken und der NPD bei der Raumsuche. 2009 hatte sich Steglitz-Zehlendorf erfolgreich gegen einen entsprechenden Antrag der Partei gewehrt. Der Bezirk Reinickendorf dagegen hatte weniger Erfolg und musste im April 2009 einen Sonderparteitag der Rechtsextremen in seinem Rathaus dulden.

In Steglitz-Zehlendorf ist die NPD mit ihrer Anfrage gerade an einem anderen Problem gescheitert, so der stellvertretende Bezirksbürgermeister Uwe Stäglin (SPD): "Die Partei wollte von uns einen Raum haben, aber der war schon belegt."

Die Berliner NPD will sich zur Orts- und Terminfindung nicht äußern und verweist nur auf die Mitteilungen ihrer Internetseiten. Dort kritisiert sie die Mietverträge. Sie würden dem Parteiengesetz widersprechend.

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5 Kommentare

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  • B
    biBo

    Grundsätzlich haben das freie Wort und Kritiker natürlich recht. Wenn man den Gedanken weiter treibt. ABER es ist egal, welche kolossal gute Politik die jeweilis an der Macht stehenden Parteien machen würden, es gäbe immer einige ewig gestrige, die sich davon nicht beeindrucken ließen. Vielleicht dann nicht so viele, aber immerhin noch zu viele.

     

    Und dann freut es mich, wenn so ein Zeichen gesetzt wird. Und sollte eine andere politische Richtung so blockiert werden (wobei ich keinen Fall kenne), dann erscheint es bestimmt auch in der TAZ (oder in anderen Medien) und kann entsprechend bewertet werden.

  • K
    Kritiker

    Es ist doch kritisch zu sehen, das der Rechtsstaat offensichtlich nicht in der Lage ist, Dank verstrikungen des VS, so eine Partei zu verbieten. Das man dieser Partei wo auch immer Steine in den Weg legt ist richtig und gut so!!!

     

    Ich muss mich allerdings teilweise dem Kommentar von "Das freie Wort" ebenfalls teilweise anschliessen. Würden unsere Politiker sich mehr mit vernünftiger Politik für die Masse beschäftigen und nicht mit Lobbyismus für die Reiche Oberschicht würden extremistische Parteien gar nicht erst solch einen Zulauf haben. Auf der anderen Seite wäre das einer Partei wie der CDU gar nicht möglich weil sie dann teile ihres Rechten Wählerpotentials verschrecken bzw. vernünftig bilden würden!

     

    Daher bleibt nur die Feststellung das Dummheit tendentiell in eine rechte Meinung tendiert. Das wird wohl auch so bleiben es sei denn der Antifaschismus macht sich salonfähig und kommt weg von diesem wir diskutieren über alles und legen jedes Wort auf die Goldwage... das nervt nämlich nur noch!

  • D
    Demokrat

    Eine erfreuliche Meldung. Der Rechtsstaat sollte seine Moeglichkeiten noch viel konsequenter nutzen, um Sand im Getriebe zu sein.

  • B
    biBo

    hehe freut mich. Solange die Partei nicht verboten ist, sollten alle öffentlichen Einrichtungen sich so bekennen und mit den Mitteln, die der Rechtstaat zur Verfügung stellt diese Holzköpfe behindern!

  • DF
    Das freie Wort

    Da sieht man mal wieder, auf welches Niveau die Demokratie in Deutschland gesunken ist.

    Statt gescheite Politik zumachen und so die Wähler vom wählen radikaler Parteien abzuhalten versucht man die Partei mit zumindest fragwürdigen Mittel zu bekämpfen.

    Die NPD muß von gesetzeswegen her in regelmäßigen Abständen Parteitage abhalten, wie jede andere erlaubte Partei auch.

    Wenn die Demokraten sie daran hindern, in dem sie ihr die öffentlichen Räume verweigern (da muß man mal fragen, wem gehören den diese Räume? Der Linken? Der CDU?) muß man sich fragen, ob sie es nicht anders können?

    Aber solange die Demokraten Politik nur für die Leute mit den dicken Brieftaschen machen, werden sie es auch nicht anders schaffen.

    Ob das "Neue Forum" im Spätsommer 1989 in der DDR auch Räume von der Bezirksverwaltung zur Verfügung gestellt bekommen hätte?