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Archiv-Artikel

NEUES DENKEN Weniger Populismus!

Seit Jahren tobt ein Kampf zwischen Tierschützern und Naturschützern, dessen Fronten sich immer mehr verhärten. Dabei sind sich beide Seiten im eigentlichen Kern der Angelegenheit doch seltsam einig. Alle wollen, dass Tiere und Lebewesen allgemein nicht leiden müssen. Die Natur soll erhalten bleiben und das Leben respektiert werden.

Dennoch haben es die Vertreter dieser beiden Richtungen geschafft, sich über diese Einigkeit und dieses wirklich lobenswerte Ziel hinaus, dermaßen zu streiten, dass eine Einigung zurzeit kaum denkbar erscheint. Der Schritt der indischen Regierung, Delfinarien zu verbieten, wirkt da wie ein Meilenstein („Persönlichkeit für Tiere“, taz vom 1./2. Juni 2013). Der Anfang einer neuen Denke scheint getan. Doch bei genauer Betrachtung birgt er Gefahren und ist äußerst kritisch zu sehen.

Klar, viele Tiere haben, nach derzeitigem Kenntnisstand, eine Persönlichkeit entwickelt. Logisch auch, dass solch hoch entwickelte Lebewesen, die einen menschenähnlichen Entwicklungsstand haben, auch die gleichen Rechte haben sollten.

Doch genau diese Sichtweise drückt doch gerade das selbst erhöhte, menschliche Allmachtsdenken aus. Konsequenterweise heißt das nämlich auch, dass nur, wer uns, der „Krönung der Schöpfung“, ähnlich ist, ein Recht auf selbstbestimmtes Leben hat. Wer legt denn bitteschön diese Kriterien fest? Was ist denn mit all den anderen, anscheinend nichtmenschlichen Lebensäußerungen der „übrigen“ Tiere?

Leider hat man heute vielfach den Eindruck, dass es weniger um das Wohlergehen der Tiere, als um die eigenen, übersteigerten Wertvorstellungen geht. Somit sind etliche Forderungen, die momentan gestellt werden leider so kurzsichtig wie substanzlos. So z.B. das generelle Verbot der Wildtierhaltung. Ja, es gibt schlechte Haltungsbedingungen, aber die Wissenschaft arbeitet weiter und die meisten Einrichtungen entwickeln heute Konzepte, auch gerade durch den öffentlichen Druck, die eine gute Wildtierhaltung durchaus ermöglichen. Natürlich müssen schlechte Haltungen abgeschafft werden, aber daraus gleich ein generelles Verbot aussprechen zu wollen, ist nicht mehr als unüberlegter Populismus. Matthias Hiltmann

Der Autor ist gelernter Tierpflegemeister und Ausbilder in Freiburg im Breisgau.