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Archiv-Artikel

NEUES DENKEN Der Wert der Natur

Von SE
Die Berechnung des Naturkapitals soll den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft als konkretes Argument für Naturschutz dienen

Blumenwiesen, plätschernde Bäche, Wälder, in denen Tiere umherstreifen: Die Natur ist schön; es lohnt sich, sie zu bewahren. Dem dürften viele zustimmen. Aber ihr Wert geht über Wohlfühlfragen hinaus, das ist irgendwie klar. Aber wie genau?

Die Forscher des Projekts „Naturkapital Deutschland – TEEB DE“ halten es für sinnvoll, den Wert der Natur möglichst exakt zu berechnen und in einem Geldbetrag auszudrücken – als Naturkapital. Denn die „Ökosystemleistungen“, die sich aus der Natur und biologischer Vielfalt ableiten lassen, seien wirtschaftlich bedeutsam, würden aber bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Mit einem konkreten Geldbetrag hätten die Verantwortlichen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft dann konkrete Argumente für den Naturschutz in der Hand. Ökonomische Argumente, denn die zählen ja oft am meisten.

Im ersten von vier Berichten im Rahmen des Projekts, das vom Bundesumweltministerium und vom Bundesamt für Naturschutz finanziert wird, geht es um die Klimapolitik – mit einem ganzheitlichen Blick.

Am Beispiel Hochwasser führen die Forscher aus, dass Naturschutz am richtigen Ort sinnvoller sein kann als technische Lösungen wie Dämme. Wenn Flussauen renaturiert werden, entstehen nicht nur Überschwemmungsflächen, sondern es wird unter anderem auch CO2 gebunden. Für die Mittelelbe berechneten die Forscher so einen volkswirtschaftlichen Nutzen der naturverträglichen Hochwasserschutzmaßnahmen, der dreimal so hoch ist wie die Kosten.

„Wir haben als Ziel, Naturschutzziele und Klimaschutzziele zu verbinden“, sagt Volkmar Hartje, Professor an der TU Berlin, der das Team aus rund 70 Autoren leitet. Eine „ökosystembasierte Klimapolitik“ nennen sie das. Denn Naturschutz und Klimaschutz stünden oft miteinander im Konflikt, man könne aber auch Synergien finden und nutzen.

Ganz einfach ist die Berechnung des Naturkapitals natürlich nicht. Bei der Monetarisierung kann man meist nur Näherungswerte oder Bandbreiten angeben. Und es gibt ein weiteres Problem: Den Wert der Natur erkennt man mitunter erst, wenn sie bereits zerstört wurde. SE

■ Webseite des Projekts „Naturkapital Deutschland“: naturkapitalteeb.de, 80-seitiger Kurzbericht „Naturkapital und Klimapolitik“ als PDF-Datei: goo.gl/MspX8D