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Archiv-Artikel

NEUE KINDER Stillen oder Alleinsein

Pete Doherty sagt: „Die Frauen mögen es, wenn ich ehrlich bin“

Am Morgen begegnete mir mein Nachbar. Er ist jüngst Vater geworden. Drei Tage vor der Geburt seiner Tochter, sie trägt den Namen einer Frau mit behaarten Beinen, hat er noch von seinen Beziehungsproblemen erzählt. Jetzt treten diese in den Hintergrund, und er freut sich sogar über die wochenlange Anwesenheit seiner ihm früher verhassten Schwägerin, weil diese jetzt als Entlastung erscheint. Das Kind ist leider das, was man ein Schreikind nennt, und das noch vor der sogenannten Schlafschule, also der Phase, wo es durchzuschlafen lernt. Mein Nachbar war trotzdem heiter gestimmt, gelöst irgendwie, wirkte aber auch kaputt. Ein Arbeitstag wartete auf ihn.

Wir haben auch übers Stillen und über das Abstillen geredet; darüber, dass Shakira ihr Kind zwei Jahre lang stillt, während Kate Moss oder Heidi Klum eher mit dem Abstillen beginnen, vermutlich aus Imagegründen. In den siebziger Jahren waren längere Stillzeiten mitunter verpönt, und Mütter rauchten auch noch während der Schwangerschaften; ich weiß leider nicht, wie meine Mutter es gemacht hat. Geraucht hat sie; aber auch während der Schwangerschaft? Sie hat mich relativ rasch abgestillt, so hat sie es mal erzählt.

Eine Frau in der U-Bahn war des Schielens überaus mächtig. In der Zeitung, die ich für die Fahrt mitgenommen hatte, lautete eine Schlagzeile: „Sehprobleme nach Rückkehr aus dem All“ (Wissenschaftsseite). Pete Doherty sagte im „Vermischten“: „Die Frauen mögen es, wenn ich ehrlich zu ihnen bin.“ Er lebt die serielle Monogamie in der schnellen Version.

Als ich abends beim Inder war, wurde ich wie üblich zwei Minuten nach Erhalt meines Essens gefragt, ob alles in Ordnung sei. Alles in Ordnung bei Ihnen? Ja, aber klar, sagte ich. Das Alleinsein tut weh, sagte ich nicht. Das Alleinsein macht mir schlechte Laune. Gut, gut, sagte der Inder.RENÉ HAMANN