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Archiv-Artikel

NEU IM KINO Diese Woche frisch

La pivellinaGena Rowlands’ Gloria hat endlich eine ebenso wunderbare Nachfolgerin gefunden. Eine, die ihr an Resolutheit und Toughness das Wasser reichen kann. Man mag sich fragen, was John Cassavettes’ Gangsterfilm „Gloria“ um eine Ex-Mafiabraut mit einem Film zu tun hat, der mit Laiendarstellern aus dem italienischen Schaustellermilieu improvisiert wurde. Doch die menschliche Größe dieser beiden Heldinnen, da Gloria und dort Patti, schert sich nicht weiter um das Genre. Genau wie ihre Seelenverwandte aus Queens sieht sich Patti aus Rom plötzlich mit einem Kind konfrontiert. Buchstäblich mutterseelenallein findet sie ein kleines Mädchen auf einer Schaukel sitzend. In der Hosentasche steckt ein Zettel mit der Bitte der Mutter, sich für eine Weile um das Kind zu kümmern. Ganz nebenbei entwirft der Film eine schöne Utopie. Worte wie Solidarität, Verantwortung, Großzügigkeit müssen hier nicht beschworen werden, weil sie gelebt werden. So wird „La pivellina“ zu einem Film über das, was Kindheit sein kann. Über einen Augenblick der Unbeschwertheit und Geborgenheit. Es ist ein Film, der, man kann es nicht anders sagen, ans Herz geht. fsk, Hackesche Höfe, Kant, Thalia P.

Postcard to DaddyMichael Stock hat einen Film gemacht, in dessen erster Einstellung er die Kamera auf keinen anderen richtet als sich selbst. Und zwar, weil es gar nicht anders geht. „Postcard to Daddy“ ist ein Film, in dem Erkenntnis-, Selbstdarstellungs- und Therapieinteresse unentwirrbar ineinander verstrickt sind. Der Titel ist in jeder Hinsicht buchstäblich zu nehmen. Michael Stocks Film ist eine Postkarte an seinen Vater: den Mann, der ihn als Kind jahrelang missbraucht hat, der lange Jahre kaum Schuldgefühle zu kennen schien und auch nie Reue zeigte. Hackesche Höfe, Kant, Xenon