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Archiv-Artikel

NEU IM KINO

Ulrich Seidls jüngster Film, „Im Keller“, brachte kurz nach seiner Uraufführung in Venedig die österreichische Lokalpolitik ins Trudeln und den Regisseur in eine unangenehme Lage. Denn dieser musste nicht nur die Authentizität des filmisch Dargestellten beteuern, sondern auch der Anschuldigung entgegentreten, er habe manipuliert, Statisten bezahlt und als „echt“ missbraucht. Nun ist bekanntlich nichts im Film jemals ganz „real“. Die heftig geführte Debatte warf somit sehr alte Fragen auf: Wie „inszeniert“ darf ein Dokumentarfilm sein, um als „wahr“ begriffen zu werden? Und beutet Seidl die Menschen aus? Er hat, wie stets, nur Situationen inszeniert, die sich ganz ähnlich unzählige Male ohne Kamera ereignet hatten. Und die Aufwandsentschädigungen machen die Porträtierten noch nicht zu Schauspielern, ändern nichts an der Richtigkeit der Darstellung. Ulrich Seidl ist viel zu stark, um zur Phantasterei zu neigen. Er spitzt zu, überhöht, entstellt zur Kenntlichkeit, fertigt die Essenz dessen an, was ihm die Menschen an Geschichten und Weltbildern bieten. Künstlerisch bietet Seidls jüngstes Werk, abseits dieser Debatten, allerdings wenig Neues. In vier Kinos