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■ Mysteriöse Nervenkrankheit auf KubaEine völlig neue Epidemie?

Havanna (dpa/taz) – Die mysteriöse Nervenkrankheit, die seit Ende des vergangenen Jahres nach neuesten Zahlen fast 30.000 Kubaner befallen hat, basiert offenbar auf mehreren Ursachen. Falsche Ernährung trage ebenso zu dem bisher unbekannten Krankheitsbild bei wie ein Virus und neurotoxikologische Faktoren, meldete der staatliche Rundfunk in Havanna unter Bezug auf Untersuchungen von Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die WHO-Mediziner hatten die Krankheit, die unter anderem zu einem Nachlassen der Sehkraft führt, mehrere Tage vor Ort studiert und in der Nacht zum Montag einen vorläufigen Abschlußbericht an Staats- und Parteichef Fidel Castro übergeben. Neben nachlassender Sehkraft klagen die Erkrankten über Muskelkrämpfe, ständige Kopfschmerzen und allgemeine Schwäche. Der Chef der Medizinergruppe, der Kolumbianer Guilermo Llanas, hatte in den vergangenen Tagen den Verdacht geäußert, es könnte sich um eine völlig neue Epidemie handeln. Zugleich hatte er die Auffassung vertreten, falsche oder mangelhafte Ernährung könne nicht die alleinige Ursache sein. Dann müßte die Krankheit in zahlreichen Ländern der Dritten Welt auftreten, deren Versorgung mit Nahrungsmitteln deutlich schlechter als in Kuba ist. Einige Regierungsfunktionäre haben in den vergangenen Tagen auch angedeutet, die USA könnten direkt oder indirekt für die Verbreitung der Krankheit verantwortlich sein. Zum einen verwiesen sie auf das seit über 30 Jahren bestehende Embargo gegen die Insel, das nach kubanischer Interpretation zur schweren Wirtschaftskrise im Lande beigetragen hat. Zum anderen erinnerten sie an eine Epidemie des tropischen Denguefiebers, an dem 1981 mehr als 100 Kubaner gestorben waren. Castro hatte damals den US-Geheimdienst CIA beschuldigt, die tödliche Krankheit auf Kuba verbreitet zu haben.

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