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Asien

Myanmar 2021 Ungehorsamer Widerstand

Viele Beamte und Staatsangestellte wehren sich mit einer Kampagne des zivilen Ungehorsams gegen die Herrschaft des Militärs.

von Nyein Ei Ei Htwe

Drei Tage nach dem Putsch begann eine Bewegung des zivilen Ungehorsams, benannt nach ihren englischen Initialen CDM (Civil Disobedience Movement). Zuerst streikten Ärzt:innen und Pfleger:innen staatlicher Krankenhäuser, danach folgte Lehrpersonal an Schulen und Universitäten. Inzwischen haben sich Zehntausende in Ministerien, Behörden und Staatsbetrieben angeschlossen. Sollte die Arbeit länger ruhen, schwächt dies die Militärregierung. Sich politischen Streiks anzuschließen, ist für viele aber nicht einfach, wenn Vorgesetzte Druck ausüben und mancherorts sich das Militär Listen der Arbeitsverweigerer aushändigen lässt, um sie festzunehmen oder zu bedrohen.

Die Ingenieurin Mai Suitaraw hat sich am 7. Februar dem zivilen Ungehorsam in der Abteilung Ländliche Entwicklung im Landwirtschaftsministerium im Chin-Staat angeschlossen. Sie fordert Kolleg:innen zum Mitmachen auf. „Ich habe mich damit abgefunden, dass ich bald gefeuert und dann auf einer schwarzen Liste stehen werde“, sagt sie. „Freunde von mir wollten auch mitmachen. Aber Familienangehörige halten sie ab. Die haben Angst, weil sie gefoltert wurden, als sie früher selbst gegen das Militär protestiert hatten.“

Sie schätzt, dass die CDM-Bewegung zur Hälfe aus Mitarbeiter:innen von Behörden und Ministerien besteht. Doch nicht alle Streikenden beteiligten sich aktiv an Protesten. „Wir lehnen die Herrschaft der Generäle ab und wollen nicht für ihre Regierung arbeiten“, sagt sie. „Manche Kollegen sind dringend auf ihr Gehalt angewiesen und müssen schon Geld bei Freunden leihen.“ Sie sucht deshalb Spender unter Landsleuten im Ausland, damit mehr mitmachen können.

Eine Studierendengruppe hat bis Ende letzter Woche 3 Millionen Kyat (1.735 Euro) gesammelt, um Streikende im Bildungssektor zu unterstützen, berichtet Thet Phone Shein Toe. Er hat die Gruppe mitgegründet, die in fünf Großstädten aktiv ist. „Aber wir sind verwundbar, wenn die Militärs wieder das Internet oder Facebook sperren“, sagt er. Seine Gruppe will ein Kuriersystem aufbauen, bei dem es wie früher und trotz Covid-19 persönliche Treffen gibt. „Ein anderes Problem ist der große Druck“, sagt er. „Einige haben zunächst mitgemacht, dann aber dem Druck nachgegeben und sind an ihre Arbeit zurückgekehrt.“ Einige Ämter und Ministerien zahlten jetzt einen Bonus für Anwesenheit.

Ältere Staatsangestellte fürchten bei Beteiligung an der CDM-Bewegung ihre Pension zu verlieren. Die 50-jährige Myat Thu, die in einem Ministerium arbeitet, sagt, sie arbeite weiter, weil ihre Familie dringend ihr Gehalt brauche, nach dem das kleine Geschäft ihrer Familie in der Pandemie pleite ging. „Mein Mann und meine Tochter sind arbeitslos. Ich bin jetzt die Einzige unserer Familie mit einem Job. Deshalb kann ich die Arbeit schlecht boykottieren. Doch werde ich jetzt auch noch angefeindet“, sagt Myat Thu. „Ich weiß nicht, was ich noch machen soll.“

Die größte Beteiligung gibt es im Gesundheits- und Bildungsbereich, während nur wenige aus Behörden mitmachen. Der Arzt Nyi Zaw vom Allgemeinen Krankenhaus Nord-Okkalapa in Yangon fordert seit dem 3. Februar Mediziner auf, sich dem zivilen Ungehorsam anzuschließen. „Wir wollen nicht für das verhasste Militär arbeiten. Unsere Schwestern wurden schon beschimpft und aus dem Schwesternheim geworfen. Doch jetzt protestiert auch der Abteilungsleiter und der Druck ist geringer“, sagt der Arzt. „Mir tun die Patienten leid, aber um die Generäle zu stoppen, müssen wir streiken.“ Inzwischen gibt es auch bei Banken CDM-Aktionen. Sie müssen dort aus Sorge um das Bargeld gut vorbereitet sein.