: Mutwillige Fehler
betr.: „Die Schule der Verlierer“, taz vom 1. 4. 06
Ob Bildungsmisere und Schulnotstand (Pisa-Studie und Jugendgewalt), Migrantenproblematik (billige Arbeitskräfte ohne viel Bildung), Rentenklau, Gesundheitselend, Arbeitsplatzvernichtung („Gewinne schaffen Arbeitsplätze“) etc. – Fachleute erklären heute, dass die Wurzeln dieser Übel zwanzig, dreißig Jahre in die Vergangenheit zurückreichen; und jetzt versprechen ausgerechnet jene Heilung von allen Gebresten, die sie durch mutwillige Fehler und grob fahrlässige Unterlassungen seinerzeit mit verursacht haben – im Interesse der so genannten sozialen Marktwirtschaft, deren Manager niemals nach etwas anderem trachteten als nach Sicherung ihrer Erträge, Aktienwertsteigerungen sowie fetten Tantiemen, Diäten und Pensionen; immer nach dem Motto: Gewinne, Dividenden und Wertsteigerungen in Privatschatullen transferieren, Verluste und Fehlbeträge der Sozialgemeinschaft aufhalsen. Politikverdrossenheit und wachsende Nichtinanspruchnahme von mühsam errungenen demokratischen Rechten wie freien und fairen Wahlen werden flugs uminterpretiert in angebliche Zustimmung zu den Machenschaften einer großen Koalition aus argumentverlogenen, Bilanz fälschenden und Menschen täuschenden Geldmagnaten sowie den entsprechenden von ihnen im Parlament gehaltenen volks- und realitätsfremden Politikern aus Beamtenschaft und Konzernetagen. Was bringt diese Herrschaften bloß auf den Gedanken, die Bevölkerung Deutschlands hätte es nicht anders verdient?
NORFRAN SCHAAF, Koblenz
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.