Museen in Hamburg: Nur keine Kollegen, bitte!
In der Stiftung Historische Museen Hamburg blockieren sich die Beteiligten gegenseitig. Jürgen Bönig vom Museum der Arbeit fordert deshalb, die Stiftung abzuschaffen.
Unangenehm ist es, kein Geld zu haben. Noch unangenehmer ist es, wenn der Geldmangel die Existenz bedroht und man sich für Gegenmaßnahmen mit anderen abstimmen muss, was zu tun ist. Zumindest, wenn alle Beteiligten unterschiedliche Vorstellungen haben und sich gegenseitig bekriegen, anstatt an einem Strang zu ziehen.
So muss man sich wohl die Situation der vier stadt- und kulturhistorischen Museen in Hamburg vorstellen. Die vier historischen Museen sind das Museum für Hamburgische Geschichte, das Altonaer Museum, das Museum der Arbeit und das Helms-Museum in Harburg. Die Häuser wurden 1999 von der Stadt formal in die Selbständigkeit entlassen, indem man sie in Stiftungen umwandelte. 2008 wurden die vier Museen zusammengefasst in der Stiftung Historische Museen Hamburg. Dabei wurden die vier Direktorenstellen beibehalten: Sie sollten sich fortan in der neuen Stiftung auf ein gemeinsames Vorgehen einigen und zwar unter einem Vorsitzenden aus ihrem Kreis.
Momentan steht die Direktorin des Museums für Hamburgische Geschichte, Lisa Kosok, an der Spitze. Neben ihr hat der kaufmännische Geschäftsführer Helmut Sander als Mann des Geldes ein gewichtiges Wort mitzureden. Und über allem thront die Kultursenatorin, die die Stiftungsaufsicht inne hat - und die Sparvorgaben festlegt.
"Den vier Häusern muss der Spagat gelingen, einerseits ihr eigenes Profil zu schärfen, andererseits aber die Gemeinsamkeit zu stärken - sowohl in der Ausstellungsplanung als auch in der Öffentlichkeitsarbeit", sagte damals Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos). Der Befund, man würde sich in der Stiftung gegenseitig blockieren, ja sogar bekriegen, stammt von Jürgen Bönig, der als Wissenschaftler am Museum für Arbeit arbeitet und Fachgruppenvorstand bei der Gewerkschaft Ver.di ist.
Bönig erlebte den Verselbständigungsprozess von 1999 an und war zeitweilig als kommissarischer Direktor des Museums für Arbeit einer der vier Direktoren in der Stiftung. Er wirft der Politik vor, sie habe den Konflikt um die Schwerpunktsetzung in der Hamburger Museumslandschaft in die Stiftung verlegt, anstatt selbst tätig zu werden. Bönig fordert, die Verselbständigung zurückzunehmen. Das bedeutet: Die Museen sollten wieder Dienststellen der Kulturbehörde werden.
Das ist nicht in Sicht. Allerdings findet die Kulturbehörde auch, dass sich an der Stiftungsstruktur etwas ändern muss. Offiziell heißt es: "Wie so eine neue Struktur aussehen könnte und umgesetzt werden sollte, wird gerade geklärt und demnächst entschieden." Bönig berichtet, es solle ein Generaldirektor und ein Controller kommen und sagt: "Es muss eine Verschlankung der Spitze geben und nicht der Belegschaft".
Denn für die sieht es nicht rosig aus: 32 Stellen werden in der Stiftung Historische Museen sukzessive wegfallen, um die Finanzen zu konsolidieren. Die Museen müssen erstmal so weit kommen, schwarze Zahlen zu schreiben. Dazu haben sie kürzlich die Eintrittspreise erhöht. Und ganz am Ende kommt dann die Frage, wie der angehäufte Schuldenberg abzutragen ist.
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