: Motorisierter Terror
betr.: „Das Recht des Schwächeren“, taz vom 16.3.2004
Radfahrer in Köln sind die Schwächeren, die Underdogs. Glücklich können sich diejenigen schätzen, die auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit, zur Uni oder zum Einkaufen durch Grüngürtel oder auf dem Rheinuferweg radeln können. Zwar kommen auch diese Privilegierten irgendwann an die vom Autor zitierten berühmten Kreuzungen und müssen diese irgendwie heil überqueren, jedoch sind sie relativ ausgeruht und wenig gestresst, da sie vorher 20 Minuten lang relativ ampel- und kreuzungsfrei ihre Strecke bewältigen konnten.
Gnade jedoch demjenigen, der im Berufs- oder Kneipenverkehr die Ringe oder die ebenfalls berühmte Venloer Straße entlangradelt! Hier kommt er/sie nicht nur dem motorisierten Terror in die Quere, sondern legt sich auch noch mit einem weiteren Underdog an: dem Fußgänger. Die Situation auf den Ringen soll sich ja demnächst für die Schwächeren verbessern, so liest man allenthalben. Abwarten! Noch steht der Beweis aus, dass die Verantwortlichen auch im Detail fahrradfreundlich denken und handeln – Holland scheint auf einem anderen Stern zu liegen und Münster ist auch sehr weit weg.
Neuestes Beispiel für das Unterordnenmüssen der Schwächeren findet sich in Köln seit einigen Tagen auf dem Radweg am Agrippinaufer: An der Auto-Querung Richtung Kap am Südkai müssen die Radler Vorfahrt achten! Große Schilder stehen (natürlich) mitten auf dem Radweg! Etwas Besseres ist der autofixierten Kölner Stadtverwaltung anscheinend wieder mal nicht eingefallen, um die Radfahrer vor den rechts abbiegenden Baustellenfahrzeugen zu schützen! So werden auch die oben noch gelobten „stressfreien“ Verbindungen zu einem gefährlichen Hindernisparcours voller Tücken und Überraschungen. MICHAEL SPEER, Köln