: „Moderner Mann ist Vater“
VORTRAG 1998 und 2008 wurden im Auftrag der Kirchen Männer zu ihrem Rollenverständnis befragt
■ der Sozialwissenschaftler leitet das Zentrum Männerarbeit der Rheinischen Evangelischen Kirche
Taz: Herr Volz, was hat Sie am meisten überrascht, als Sie Ihre Befragung von Männern nach zehn Jahren wiederholt haben?
Rainer Volz: Dass sich diejenigen, die wir damals den traditionellen Typus nannten, von allen am meisten verändert haben, so dass wir sie jetzt „teiltraditionell“ nennen. Die haben heute deutlich weniger Probleme mit der Berufstätigkeit von Frauen.
Was ist noch traditionell?
Sie halten an einer Aufteilung fest, die das Weibliche dem Haus zuordnet und das Männliche dem Beruf. Das heißt auch, dass sie weniger im Haushalt und weniger mit ihren Kindern machen als Frauen. Und sie haben genau wie die teiltraditionellen Frauen erhebliche Vorbehalte gegenüber Schwulen und Lesben.
Wie verhält es sich mit dem modernen Mann?
Vor zehn Jahren war die engagierte Vaterschaft noch viel Wunsch, jetzt lebt er sie auch.
Wie hoch ist der Anteil der modernen Männer?
Der macht etwa ein Fünftel aller Männer aus. Die teiltraditionellen stellen ein Drittel. Das führt zu Spannungen auf dem Heiratsmarkt, weil dem einen Fünftel Männer ein Drittel moderner Frauen gegenüber steht.
Es heißt, Männer heute seien verunsichert angesichts der verschiedenen Forderungen, die an sie gestellt werden.
Das trifft nur auf ein Drittel zu: Den suchenden Typus, wie wir ihn getauft haben. Er ist nicht mehr traditionell orientiert und noch nicht modern. Interessant ist der Balancierer, der Traditionelles und Modernes vereint und gut mit diesen Widersprüchen lebt.
Welchen Widersprüchen?
Na, er hält zum Beispiel auf der einen Seite Frauen für besser geeignet, mit Kindern umzugehen, denkt aber auf der anderen Seite nicht, dass eine berufstätige Mutter den Kindern schadet. Mein Kollege nennt ihn auch den „Rosinenpicker“. INTERVIEW: EIB
Vortrag „Männer in Bewegung“: 19.30 Uhr, Forum Kirche