■ Mittwochsblick: Beim Steinernen Kreuz
Mittwochsblick
Beim Steinernen Kreuz
Da kommt man mirnichts dirnichts eine Straße entlang, und auf einmal macht's huch in einem und da steht ein Kreuz neben dir. Wie vom Himmel gefallen, was aber nicht sein kann. Schließlich ist das Kreuz alt und, wenn man so sagen darf, ein wenig verbittert. Aber das macht vermutlich bloß die Verwitterung. Und der Schatten der Blätter im nebensächlichen Vorgarten.
Es sieht aus, als wäre es da, um übersehen zu werden. Und das wäre auch im Sinne seiner Geschichte, aber wir wollen nicht vorgreifen. Jedenfalls hat es einer zwar kleinen, aber doch ganzen Straße den Namen gegeben: der Straße Beim Steinernen Kreuz; der Verbindungs zwischen Wulwes- und Bauernstraße. Und da steht es nun zwischen lauter reizenden Bürgerhäusern, hat immerhin einen Sockel und der Herr Ehrling von der Straßennamenüberprüfuns- und Richtigschreibstelle beim Bausenator weiß sogar, daß das ein Kreuz zur „sühnenden Erinnerung“ ist. Und erinnern sollen wir uns an Johann Vasmer, den Armen. Dem wurde nämlich hier der Kopf abgeschlagen, obwohl bzw. weil er Bürgermeister war.
Das war damals, 1430, als in unserer hoffnungsfroh freien Stadt noch blutige Fehden zwischen Pfeffersäcken und Ratsherrn stattfanden. Und bloß weil Johann Vasmer mit irgendwelchen Abweichlern in Stade verbotenerweise reden wollte und unterwegs von einem Bremer Knochenhauer (!) erkannt wurde, zieh ihn der Rat des Hochverrats, worauf die Todesstrafe stand. Auf einer „Düne in der Nähe des Paulsklosters“ verlor er daraufhin seinen Kopf. Sein Sohn klagte wegen Unschuld und erhielt von der Stadt 1435 daraufhin das Denkmälchen. So büßen Städte!
Und da steht nun harmlos das Kreuz und ist längst eine Nachbildung. Aber immer noch trieft der Grund. claks, F:K.Heddinga
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