■ Mit niederländischem Mist auf du und du: Zuwenig Platz
Amsterdam (taz) – Die Niederlande sitzen buchstäblich in der Scheiße. Wütende Bauern legten auch im letzten Jahr die Autobahnen still, belagerten Polizeistationen oder das Parlament in Den Haag. Doch das Problem ist unlösbar und stinkt zum Himmel.
Die Niederlande sind zur zweitwichtigsten Agrarexportnation der Welt geworden. Dafür gibt es einfach zuwenig Platz in dem mit etwa 450 Einwohnern pro Quadratmeter besiedelten Land. Jeder nur erdenkliche Flecken voll mit Schafen und Ziegen (insgesamt 2 Millionen) Rindern (5 Millionen), 15 Millionen Schweinen und 90 Millionen Hühnern. Sie alle tun, was sie nun mal nicht lassen können: Sie scheißen. Über 76 Millionen Tonnen Dung sind das Problem.
Die fünf Millionen Rinder produzieren 428 Millionen Kilogramm Stickstoff und 121 Millionen Kilogramm Phosphat, die 15 Millionen Schweine 160 Millionen Kilo Stickstoff und 72 Millionen Kilo Phosphat; Schafe, Ziegen und Hühner legen noch 97 Millionen Kilo Stickstoff und zwölf Millionen Kilo Phosphat auf den Mistberg. Wohin damit? Exportversuche in die Dritte Welt scheiterten an den Kosten.
Die Felder sind schon durchtränkt und bescheren den Niederlanden ein enormes Grundwasserproblem. Etwa drei Milliarden Gulden müssen die Kommunen jährlich für die Aufbereitung des Trinkwassers aufwenden.
Alarm aber auch am anderen Ende der Kette: Die größte und populärste Supermarktkette „Albert Heijn“ boykottiert holländisches Kalbfleisch: „Wir können das unseren Kunden nicht mehr anbieten und kaufen lieber in Irland ein.“ Falk Madeja
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