■ Mit der priavten Bundesbahn auf du und du: Auf Staatsschienen
München/Frankfurt (AFP) – Die Deutsche Bahn AG will in den nächsten fünf Jahren rund 77 Milliarden Mark investieren, davon 18,5 Milliarden Mark für die Modernisierung ihres Wagenparks. Das sieht das mittelfristige Investitionsprogramm für die Jahre 1996 bis 2000 vor, das der Aufsichtsrat des noch im Bundesbesitz befindlichen Konzerns am Mittwoch in München verabschiedete. Wie die Bahn- Sprecherin Anfried Baier- Fuchs sagte, stecken in der Gesamtsumme 51 Milliarden Mark an Bundesmitteln für den Neu- und Ausbau von Bahnstrecken samt Signaltechnik.
Die Bahn rechnet mit einem leicht gestiegenen Umsatz von 29,3 Milliarden Mark für das laufende Geschäftsjahr. Das Geld für die Investitionen muß sie zunächst gar nicht selbst erwirtschaften. Die neuen Schienen werden komplett aus der Kasse von Theo Waigel finanziert.
Immerhin sollen auch die Reisenden etwas von den Steuergeldern haben: Bis zum Jahr 2000 will die Bahn rund sechs Milliarden Mark für die Erneuerung von Bahnhöfen und Reisezentren sowie für Fahrkartenautomaten ausgeben. Weiterhin ist geplant, 2,1 Milliarden in die Datenverarbeitung fließen zu lassen. Für neue Züge, Lokomotiven, Reisezug- und Güterwagen sind 18,5 Milliarden Mark vorgesehen. Zu den erneuerungs- und austauschbedürftigen Wagen und Lokomotiven gehören vor allem die Modelle der ehemaligen DDR- Reichsbahn. Sie sind angeblich schuld an den inzwischen notorischen Verspätungen der ICE- und InterCity-Züge, die im Oktober einen Jahresrekord erreicht haben. Seit Anfang 1994 orderte die Bahn Fahrzeuge im Wert von rund zehn Milliarden Mark.
Für den ab 1996 geplanten Bau der nach jüngsten Schätzungen rund sieben Milliarden Mark teuren Trasse Nürnberg- Ingolstadt-München für den InterCity-Express will die Bundesbahn nach Beschluß des Aufsichtsrates in den kommenden Jahren Anleihen auf dem privaten Kapitalmarkt aufnehmen. Die Bündnisgrünen warnen vor einem weiteren Steuregrab. Dem Bund entstünden beim Rückkauf der Neubaustrecke 15,6 Milliarden Mark an Kosten.
Der bahnpolitische Sprecher der bündnisgrünen Bundestagsfraktion, Albert Schmidt, wirft der Bahn wie auch dem Bundesverkehrsministerium vor, die Trasse über Ingolstadt mit „Mitteln schönzurechnen, die den Verdacht auf betrügerisches Handeln rechtfertigen“. So habe der für Fahrwege zuständige Bahnvorstand Ulf Häusler darauf gedrungen, den Bundesrechnungshof nach seiner massiven Kritik an der Trasse „zu einer weiteren Anpassung seiner Haltung zu bewegen“.
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