Mit der Leipziger Messe auf Du und Du: Messefieber
■ Auf der Leipziger Messe machen Politiker den Waren Konkurrenz
Pünktlich um neun Uhr am Sonntagmorgen öffneten sich die Tore zur Leipziger Frühjahrsmesse. Erich Honecker hatte an diesem Tag ein volles Programm: Vormittags traditioneller Messerundgang mit leutseligen Bemerkungen vor laufenden Kameras, nachmittags gab sich bei ihm die bundesdeutsche Polit–Prominenz die Klinke in die Hand und haschte nach profilierungsträchtigen Themen. Vom Mindestumtausch bis zur Rentnerreise präsentierten die Herren das dann alles in ihrer Medien–Kür. Chronisten–Pflicht setzt die taz–Wirtschaftsredaktion dagegen und besteht darauf: Die Frühjahrsmesse ist keine Konkurrenzveranstaltung zum Management–Forum in Davos, sondern eine veritable Wirtschaftsveranstaltung. Hier Daten zum Profil: Die Leipziger Messe gilt als größter Ost–West–Handelsplatz der Welt. Bis zum 19. März zeigen rund 9.000 Aussteller ihre Produkte. 4.200 davon sind staatseigene Produzenten aus der DDR. Eine Reihe von westlichen Handelspartnern wie Österreich, Belgien, die Niederlande, Frankreich und Großbritannien werden in diesem Jahr mit einem großen Ausstellerkontingent vertreten sein. Der Deutsche Industrie und Handelstag (DIHT) meldet eine Rekordbeteiligung von bundesdeutschen Ausstellern: 850 Firmen aus Wessi–Land inklusive Rest–Berlin haben sich angemeldet. Mit Gemeinschaftsständen sind allein neun Bundesländer vertreten. Erich Honeckers Heimaterde hat dabei eine Sonderrolle: Der 14. März ist im Messekalender als „Tag des Saarlandes“ ausgewiesen, zu dem 200 Repräsentanen aus Politik und Wirtschaft des Strukturkrisengebietes anreisen werden. Solches signalisiert Optimismus. Denn immerhin hat es 1987 zum zweiten Mal einen erheblichen Rückschlag im innerdeutschen Handel gegeben. Um fünf Prozent geringer war das Volumen, nachdem schon 1986 neun Prozent Abnahme zu verzeichnen waren. Beim Warenverkehr liegt das Ergebnis mittlerweile unter dem Wert von 1982. Trotzdem rechnen zwei Drittel der bundesdeutschen Aussteller mit Abschlüssen noch auf der Messe. Neue Kooperationsmethoden könnten dem stagnierenden Geschäft Auftrieb geben, meint der DDR–Wirtschaftswissenschaftler Lutz Maier. Im „Messemagazin international“ plädiert er für die Entwicklung von direkter Zusammenarbeit auf Unternehmensebene, sogenannte „joint venture“. Davon verspricht er sich einen Schub vor allem für den Technologie–Austausch. Irgendwie muß die Blockade der Cocom–Liste ja zu brechen sein. Georgia Tornow
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