■ Mit der Großen vom Bau auf du und du: Hochtief ganz oben
Berlin (taz) – Rauh waren die Sitten hier schon immer. Überhaupt nicht mehr lustig findet nun aber Lothar Mayer, Chef der Philipp Holzmann AG, daß ihn Hans-Peter Keitel von der Hochtief AG vom Spitzenplatz am Bau verdrängen will. Mit 20 Prozent ist der Konkurrent seit 1981 ohnehin an Holzmanns Gesellschaft beteiligt, hinter der stolze 140 Jahre Firmengeschichte stecken. Nur sind die drei Banken, die fast die Hälfte des Kapitals halten, mit Mayers Bilanzen nicht zufrieden. Die Gewinne sind mager.
Ganz anders die Hochtief AG, die dem Energiekonzern RWE gehört. Sie spielt bares Geld ein. Es könnte noch mehr werden. Die BfG-Bank möchte ihren 10-Prozent-Anteil an Holzmanns Kapital loswerden, vorausschauend hat Keitel dafür einen Optionsvertrag abgeschlossen. Mayer war gewarnt. Eine eilig angekündigte Erhöhung des Holzmann-Kapitals sollte den Angriff abwehren, kam aber zu spät. Keitel fragte letzte Woche beim Kartellamt an, was denn dagegen spräche, wenn Hochtief sich stärker um Holzmann kümmere. Eine Sperrminorität beim Marktführer könne dem zweiten deutschen Wiederaufbau wohl nicht schaden. Keitel hätte damit die Branchenspitze erreicht. Hochtief und Holzmann wickeln etwa ein Drittel der Aufträge für Straßen, U-Bahnen und andere Subventions-Großauten ab.
Mit Schadenfreude schaut Ignaz Walter dem Dachlattengedresche um die oberste Etage zu. Er kümmert sich um die Fundamente. In aller Stille hat der Augsburger Unternehmer einen Baukonzern zusammengekauft, der mit Aufträgen im Gegenwert von 11,8 Milliarden nur knapp hinter Holzmanns 12,5 Milliarden liegt. Zu seiner Holding gehören renommierte Namen wie Dyckerhof & Widmann, Boswau und Züblin. Danach kommt lange niemand. Bilfinger und Berger, der nächste Mitläufer, hat mit 6,7 Milliarden kaum mehr als die Hälfte von Walters Aufträgen in den Büchern. Niklaus Hablützel
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