■ Mit der Autolobby auf du und du: Zukunft tiefschwarz
Frankfurt/Main/Berlin (dpa/ taz) – Der Verband der Automobilindustrie (VDA), der schon 1992 vor dem Ende der Wiedervereinigungskonjunktur zitterte, malt nun seiner Prognose für 1993 völlig in tiefem Schwarz. Nach drei Rekordjahren mit jeweils fünf Millionen produzierten Fahrzeugen rechnet die Autoindustrie in diesem Jahr mit einem Produktionsrückgang um zehn Prozent. Am schlimmsten soll es in den ersten Monaten des neuen Jahres aufgrund der starken Kaufzurückhaltung werden: VDA-Geschäftsführer Achim Diekmann prognostiziert einen Einbruch bis zu 30 Prozent.
Die Branche will auf die trüben Erwartungen mit „beschleunigtem Personalabbau“ reagieren. Schon 1992 wurden die Belegschaften einschließlich Zulieferern um fünf Prozent auf 733.000 verringert. VDA-Präsidentin Erika Emmerich nannte am Montag abend in Frankfurt einen Abbau von weiteren 50.000 Stellen „als Marschzahl“. Am teuren Produktionsstandort Deutschland komme es nun darauf an, in den nächsten beiden Jahren die Kosten um 20 Prozent zu senken, meinten die Vertreter der Autoindustrie.
Der erwartete zehnprozentige Produktionsrückgang betrifft allerdings einen von Rekorden verwöhnten Industriezweig. Selbst das erwartete Minus auf knapp 4,7 Millionen Pkw würde die Fertigung des guten Jahres 1989 mit 4,66 Millionen Pkw (West) noch übertreffen. 1992 rollten 4,86 Millionen Pkw/Kombi (plus 4 Prozent) und 330.220 Nutzfahrzeuge (minus 7,7 Prozent) von den Fließbändern. Nach Italien und Frankreich konnten die Ausfuhren sogar um 36 und 40 Prozent gesteigert werden.
Angesichts der Talfahrt lehnt die Branche die geplante Mineralölsteuererhöhung rigoros ab. „Ich wundere mich, daß nicht ein Aufschrei durch das Land geht, weil vor allem die Schwächeren getroffen werden, die auf das Auto angewiesen sind“, kommentierte Erika Emmerich den Bonner Finanzplan.
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