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■ Mit dem französischen Franc auf du und duLeitfunktion ade!

Berlin (taz) – Noch vor kurzem als womöglich neue Leitwährung im Europäischen Währungssystem (EWS) gehandelt, stürzte der französische Franc am Montag plötzlich ab. Von 29,42 DM für 100 Francs am Freitag auf 29,32 Mark. Gestern waren es gar nur noch 29,30 DM. Ohne offizielle Abwertung darf der Kurs nicht unter 29,15 Mark fallen. Vorgestern mußte die deutsche Bundesbank den Franc stützen.

Eine gewisse Schadenfreude war auf deutscher Seite nicht zu übersehen. Wurde doch die französische Regierung, die die Führungsrolle der Bundesbank im EWS und die Leitfunktion der D-Mark in Frage gestellt hatte, in ihre Schranken gewiesen.

Noch vor kurzem konnte sich Frankreich eine solche Herausforderung leisten, denn die französische Zentralbank hatte die Zinsen um insgesamt ein Drittel senken können, ohne wie sonst auf die Bundesbank warten zu müssen. Frankreich befindet sich mit unter zwei Prozent Inflation in einer Phase ausgesprochener Geldwertstabilität. Warum also diese Spekulation gegen den Franc?

Auslöser ist die Vermutung, die Regierung könnte kurz vor einem Kurswechsel stehen. Die Zinsen kräftig zu senken und den Franc gegenüber der Mark gründlich abzuwerten, das würde der darniederliegenden Wirtschaft in Frankreich auf die Beine helfen. Premierminister Balladur beeilte sich, dergleichen zu dementieren. Seine Remedur für den Schwächeanfall des Franc besteht im Gesundreden. Er verwies auf die niedrige Inflation, auf die angeblich bevorstehende Sanierung der Staatsfinanzen und auf Überschüsse in der Handels- und Leistungsbilanz. Ob Balladur aber angesichts weiterwuchernder Arbeitslosigkeit – im Mai stieg die Quote auf 11,5 Prozent – nicht doch noch in Versuchung gerät, den Nationalstolz über Bord zu werfen und den Franc abzuwerten, davon sind die DevisenhändlerInnen offenbar immer noch nicht überzeugt. lieb

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