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■ Mit dem Weltspartag auf du und duKein Geld auf der Bank

Hamburg (taz/AP) – Nicht alle Bundesbürger können sich am heutigen Weltspartag mitfreuen. Ein Fünftel von ihnen spart nämlich „nichts“, ermittelte der Volksbankenverband in Bonn. Und die Hälfte der Bürger kann bloß eine kleinere Summe zwischen „nichts“ und 250 Mark im Monat auf die hohe Kante legen.

Die Unterschiede zwischen dem Osten und dem Westen sind dabei minimal. Mit leichten Vorteilen für die neuen Länder, wo nicht ganz so viele Menschen in die Klassen der Wenigsparer fallen.

Seit Jahren nimmt die Sparneigung in Deutschland stetig ab und erreichte im ersten Halbjahr einen historischen Tiefstand: Gemessen am jeweiligen Gesamteinkommen der privaten Haushalte waren es nur noch 12 Prozent – seit 1965 wurde nicht mehr sowenig gespart wie heute.

„Am Anfang stand die Idee, möglichst vielen Menschen in allen Teilen der Welt die Bedeutung des Sparens für sich selbst, aber auch für die Volkswirtschaft nahezubringen“, erläutert ein Sparkassensprecher den Sinn des heute von der gesamten internationalen Finanzbranche begangenen Reklamefestes.

Sparkassen aus 28 Ländern hatten im Oktober 1924 die Idee des „Weltspartages“ ins Rollen gebracht, und zumindest in der Bundesrepublik blieb der Appell nicht ungehört. So wird alles in allem das Geldvermögen auch in diesem Jahr um fast 250 Milliarden Mark anwachsen. Beliebteste Sparform ist die bei Verbraucherberatern umstrittene Kapitallebensversicherung. Sie gilt manchen Experten aufgrund ihrer mäßigen und zudem ungewissen Rendite als „legaler Betrug“.

Aber nicht allein beim Neusparen sind die privaten Haushalte unterschiedlich dabei, ähnlich steht es um das inzwischen zurückgelegte Geldvermögen von rund 5,5 Billionen Mark. Auch dieses verteilt sich ziemlich ungleich. So besitzt ein knappes Drittel der Haushalte mehr als 100.000 Mark. Rund drei Millionen Haushalte mit etwa zehn Millionen Menschen können dagegen auf keine nennenswerten Ersparnisse zurückgreifen und finden sich in der statistischen Kategorie „Vermögen unter 5.000 Mark“ wieder.

Unter den sieben großen Industrieländern belegt Deutschland allerdings nur den vierten Platz auf der Rangliste der größten Sparer. Spitzenreiter sind die Vereinigten Staaten, wo ein Einwohner im Durchschnitt ein ordentliches Geldvermögen von umgerechnet 97.000 Mark besitzt.

Die Bundesbürger sparen nach Angaben von Banken vor allem, um sich gegen Notfälle und Engpässe im Alter abzusichern. Rund 37 Prozent sparen, um eine große Anschaffung zu machen: Bei Familien mit Kindern steht der Wunsch nach einem eigenen Haus an erster Stelle. Hermannus Pfeiffer

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