■ Mit dem Öko-Sprit auf Du und Du: Französischer Etikettenschwindel
Berlin (taz/afp) — Der französische Mineralölkonzern Elf Aquitaine will 1993 „Biokraftstoff“ auf den Markt bringen. Der Konzern plant, ab kommendem Jahr 50 Millionen Liter bleifreies Superbenzin mit einem Anteil von fünf Prozent Zuckerrübenalkohol und 50 Mill. Liter Diesel mit zehn Prozent Rapsölzusatz an den Elf- Tankstellen zu verkaufen. Die beiden Kraftstoffgemische sollen nicht besonders gekennzeichnet und zum gleichen Preis wie entsprechender herkömmlicher Treibstoff angeboten werden. Das ist klug, denn das Etikett „Bio“ haben die neuen Treibstoffe nicht verdient.
Beim Berliner Umweltbundesamt (UBA) streiten sich seit Monaten Wissenschaftler mit der Agrarlobby über den Sinn und Unsinn von Treibstoff aus pflanzlicher Produktion. Rapsöl als Dieselzusatz produziert beim Verbrennen zwar nur 35 bis 60 Prozent des Treibhausgases Kohlendioxid. Die Klimabilanz wird dennoch verschlechtert: Bei der notwendigen Düngung des Rapses gelangt nach Erkenntnissen der UBA-Wissenschaftler Lachgas in die Atmosphäre. Das wiederum verstärkt den Treibhauseffekt 300mal mehr als Kohlendioxid. Bioethanol aus Zuckerrüben, der von Elf geplante Zusatz zum Superbenzin, verbrauche beim Anbau und bei der Umwandlung der Rüben in Sprit mehr Energie als schließlich herauskommt, so die UBA-Wissenschaftler.
Der französische Mineralölkonzern reagiert mit seiner Ankündigung auch auf ein Gutachten über „Biotreibstoffe“, das Ex-Renault-Chef Raymond Levy im Auftrag von Staatspräsident Francois Mitterrand angefertigt hat und im Dezember vorlegen wird. In Frankreich wie in der Bundesrepublik drängt die Bauernlobby auf die Einführung und Subventionierung des pflanzlichen Sprits, um Einkommensverluste wettzumachen. Auch die französische Konkurrenz von Total will demnächst an fünfzig Tankstellen „Biotreibstoff“ anbieten. ten
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