■ Mit dem IWF-Jahrestreffen auf du und du: Wer mit wem
Madrid (taz) – Der Terminkalender ist voll, lange bevor tatsächlich beginnt, was „Jahreskonferenz des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank“ heißt. Gemeint ist damit die Versammlung des Gouverneursrats, die aber nur ein Termin von vielen der Jahrestagung ist. Gouverneure der Weltbank sind die Finanzminister und (wenn vorhanden) die Entwicklungshilfeminister der Mtigliedsländer, Gouverneure des IWF die Wirtschaftsminister oder die Notenbankchefs.
Der Gouverneursrat, formal die höchste Instanz der beiden Organisationen, tritt zweimal jährlich zusammen. Die eigentlichen Entscheidungen trifft das 24köpfige Exekutivdirektorium, das eine ständige Einrichtung ist. Die Regierungen der USA, Japans, Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Chinas, Rußlands und Saudi- Arabiens entsenden jeweils einen Vertreter. Die übrigen Direktoren vertreten Ländergruppen. Zum Beispiel befindet sich Kanada mit Irland und den karibischen Ländern in einer Gruppe, die Schweiz mit Polen und den südlichen GUS-Republiken. Bevor der Gouverneursrat zusammentrifft, haben bereits zwei Ausschüsse die Linie vorgegeben: das Interims- und das Entwicklungskomitee, die 1974 eingerichtet wurden, als das Weltwährungssystem fester Wechselkurse zusammengebrochen war. Dort treffen sich vor allem Minister; die vertretenen Länder sind etwa dieselben wie im Exekutivdirektorium. Das Interimskomitee soll dem IWF Empfehlungen geben über das Management des internationalen Währungssystems, das Entwicklungskomitee berät IWF und Weltbank über Ressourcentransfer in die Empfängerländer.
Und dann stimmen vor der Versammlung des Gouverneursrats auch noch diverse Ländergruppen ihre gemeinsame Linie ab: die G7, die größten Industrieländer, die G10, eine Gruppe von elf Industrieländern – die erst vor zwei Jahren dem IWF beigetretene Schweiz ist die Numer elf –, und die G24, ein Koordinationsgremium der Länder des Südens, in das Afrika, Asien und Lateinamerika je acht Vertreter entsenden. Noch wichtiger als die offiziellen Gremien dürften die Flure und Hunderte von Büros des Tagungszentrums sein. In Madrid kungeln 2.700 Delegierte aus den knapp 180 Mitgliedsländern mit rund 1.000 Weltbank- und IWF-Mitarbeitern und etwa 3.000 Gästen, die in der Regel Banker sind. Nicola Liebert
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