■ Mit dem G-7-Gipfel auf du und du: Das Nicht-Ereignis
Berlin (taz) – Die G7 ist das wichtigste Entscheidungsgremium in Fragen der Weltwirtschaft?
Die G7 faßt keine Beschlüsse. Außerdem unterhalten sich die Herren nicht nur über Wirtschaft, sondern über alles mögliche, diesmal vorwiegend Bosnien. Das brisanteste weltwirtschaftliche Problem, der US-japanische Handelskrieg, besprechen die beiden Kontrahenten nur am Rande.
Die sieben größten Wirtschaftsmächte können doch die Entwicklung der Weltwirtschaft stark beeinflussen?
Könnten. Sie tun es aber nicht – siehe die Finanzkrise in Mexiko mit ihren globalen Auswirkungen, siehe den abstürzenden US-Dollar, siehe die weltweite Rekordarbeitslosigkeit –, weil sie untereinander in fast allen wichtigen Fragen, von Bosnien bis zu Handels- und Währungsfragen, komplett uneinig sind. Weil die Finanzmärkte längst so viel Geld über den Globus schicken, daß selbst eine Regierung wie die der USA dem kaum Mittel entgegensetzen kann. Und auch, weil die G7 als solche keine institutionelle Macht hat – sie hat nicht mal ein Sekretariat. Außerdem spielen die Sieben längst nicht mehr eine so große Rolle; andere, vor allem in Ostasien, holen auf. Auch im IWF hat die G7 nicht mehr die Stimmenmehrheit.
Wie wollen die Sieben dann den IWF, wie sie bei ihrem letzten Treffen in Neapel beschlossen haben, reformieren?
Einem durch Indiskretion vorher bekannt gewordenen „Abschlußdokument“ soll der IWF mehr Geld für die Bewältigung von Finanzkrisen bekommen. Mehr Geld, das wird im IWF ohnehin auf offene Ohren treffen. Ansonsten kann die G7 nur bescheiden Vorschläge unterbreiten – etwa für ein Frühwarnsystem, das Länder, die bestimmte finanzielle Normen nicht einhalten, an den Pranger stellt.
Hat denn die G7 in der Vergangenheit etwas erreicht?
In den achtziger Jahren konnte die G7 noch erst den ungesunden Höhenflug des US- Dollars stoppen und später seinen Totalabsturz verhindern. Doch die Zeiten sind vorbei. Die Liste dessen, was die G7 nicht erreicht ist viel länger. Zum Beispiel die Ungleichgewichte beheben zwischen Japan mit seinem riesigen Handelsüberschüssen und den defizitären USA, was jetzt zu Handelskriegen führen könnte.
Was ist das Rezept der G7?
Wenn es nach der Bundesregierung geht: Jeder hält sein Haus in finanzieller Ordnung, dann ist die Welt auch in Ordnung. Ansonsten sind sich die Gipfelteilnehmer einig darin, daß sie ohnehin keinen Einfluß auf die Ereignisse haben.
Wozu braucht man dann noch so aufwendige Gipfel?
Tja ... Nicola Liebert
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