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■ Mit dem Elbe-Ausbau auf du und duOtto gegen Bagger

Berlin (taz) – „Wir plädieren dafür, Elbe, Havel und Saale so zu belassen, wie sie sind“, sagt Detlev von Livonius, Pressesprecher des Otto-Versands. Sein Chef, Michael Otto, verstehe sich als Vermittler zwischen ökonomischen und ökologischen Interessen. „Er ist kein Spinner, sondern erfolgreicher Unternehmer, der sehr auf Wirtschaftlichkeit achtet.“

Wenn man bei den ostdeutschen Flüssen jedoch nicht nur die Bau-, sondern auch alle Folgekosten von Staustufen und Buhnen miteinberechne, dann kommt Michael Otto zu dem Ergebnis: Es rechnet sich nicht. Milliardenschäden durch Überschwemmungen am Oberlauf seien zu erwarten – ganz abgesehen von der nicht aufzuwiegenden Vernichtung der Auenwälder, in denen Biber, Fischotter und Eisvögel zu Hause sind.

Diese Kalkulation versuchen die Michael-Otto-Stiftung, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der WWF und der Naturschutzbund den Männern im Bonner Verkehrsministerium schon seit geraumer Zeit deutlich zu machen. „Offiziell sind die betonfest, aber hinter den Kulissen gibt es Gesprächsbereitschaft“, glaubt von Livonius. Die UmweltschützerInnen und der Wirtschaftskapitän setzen sich jetzt gemeinsam dafür ein, die Schleusen vom Elbe-Seiten- und Mittellandkanal so auszubauen, daß größere Schiffe durchfahren können. Dafür soll dann die Elbe zwischen Magdeburg und Hamburg zu einem Großteil für Schiffe tabu sein.

Die Ministerialen argumentieren hingegen nach wie vor, daß bis zum Jahr 2010 ein Zuwachs der Binnenschiffahrt um 92 Prozent zu erwarten sei. Allein auf der Elbe müßten dann sechs Millionen Tonnen jährlich transportiert werden. „Selbst wenn die Annahme über das zukünftige Frachtvolumen zuträfe, wäre ein Ausbau völlig überflüssig“, sagt Ernst Paul Dörfler vom BUND. Die Mengen könnten ohne Probleme auf vorhandenen parallellaufenden Schienen befördert werden.

Otto bringt nach eigenen Angaben schon heute 70 Prozent seiner Kühlschränke, Tischtücher und Blusen zum Warenverteilzentrum Haldensleben bei Magdeburg per Schiff oder Bahn. Bei der Auslieferung an die KundInnen sieht es allerdings schlechter aus: Das seit drei Jahren bestehende Versprechen, die Ware innerhalb eines Tages zu liefern, zwingt Otto bisher zur LKW-Nutzung. „Wir versuchen aber auch hier, Pioniere zu sein“, versichert von Livonius. Erste Pilotversuche auf der Schiene laufen bereits. Ob die Bahn, die für die Endverteilung mit einem Spediteur zusammenarbeiten muß, dem 24-Stunden-Streß gewachsen ist, ist noch nicht ausgemacht.

Beim Versuch, Ökologie und Wirtschaft miteinander zu versöhnen, sei Otto Überzeugungstäter, so sein Sprecher. Der Boß sei als junger Mensch mit einem Mitglied des Club of Rome befreundet gewesen und habe so schon früh begriffen, daß die Natur nicht unbegrenzt ausbeutbar sei. aje

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