Mit dem Computer auf Du und Du: Werbebroschüren für jeden
■ Desktop Publishing Kongress 15. - 17.10. im Berliner ICC
Die schöne, schnelle EDV–Welt hat eine neue Attraktion zu bieten: DESKTOP PUBLISHING (“Publizieren am Schreibtisch“) heißt das zungenbrechende Zauberwort, das sich in diesem Jahr als neuer Umsatzrenner und Jobkiller einen Namen gemacht hat. Dieses neue Software–Paket ermöglicht dem Benutzer eines Personalcomputers (PC) das Erstellen von Dokumenten und druckreifen Vorlagen - unabhängig vom Layouter, Setzer und Drucker. Am Bildschirm können Texte, Schrifttypen, Grafiken und Fotos zu einer selbstgefertigten Drucksache zusammengebastelt und anschließend (als Kopie) auf einem Laserdrucker oder (als Film) Lasersatzbelichter ausgegeben werden. Im Klartext: Wo früher mit Schere, Wachs oder Kleber herumgefummelt wurde, genügt heute der Druck auf den richtigen Knopf, so einfach ist das. Oder? Überflüssig werden Texterfassung durch den Setzer, Satzanweisungen, Seitenendmontage und das Erstellen von Strichgrafiken oder Masken, die von einem kompatiblen Grafikprogramm „importiert“ oder mit einem Scanner „eingelesen“ werden. Wesentlich verkürzt oder vereinfacht ist die Fehlerkorrektur und der Seitenumbruch. Reizvoll erscheint dabei die nahezu perfekte Kontrolle über die Gestaltung, denn mensch kann bis zur letzten Sekunde vor Drucktermin noch Änderungen vornehmen. Interessant also für alle Publikationen, die einer häufigen Umgestaltung unterworfen sind: Kataloge, Preislisten, technische Dokumentationen und selbst Speisekarten. Aber auch für Zeitungen und Bücher in Kleinauflage ist DTP interessant - der jüngste Print–Boom in den USA spricht Bände. Der Berliner DTP–Kongreß gibt Einblick in die Themenfelder des Genre anhand von Referaten, Workshops und Software– Demos. Werbeagenturen, Kleinverlage, Grafiker und Mitarbeiter in satz– und drucktechnischen Betrieben dürften sich hier angesprochen fühlen, denn der Einzug von DTP in die Printmedien–Produktion wird Rationalisierungsmaßnahmen zur Folge haben. Betroffen sind vor allem Druckvorlagenhersteller, Setzer und Layouter, die allem Anschein nach gezwungen sind, sich mit der neuen Technik auseinanderzusetzen, wenn sie nicht irgendwann durch ein Terminal ersetzt werden wollen. Ob jedoch „die Revolution am Schreibtisch“ stattfindet und „jeder sein eigener Layouter, Setzer und Drucker“ sein wird, wie die DTP–Werbung verspricht, muß bezweifelt werden. Die Einstiegskosten für eine DTP–Komplettlösung mit Rechner, Drucker und Software sind mit 25.000 DM Minimum noch recht hoch . Außerdem wird aus einem Texter durch Knopfdruck noch lange kein Grafiker. Auch die Qualität ist noch nicht das Gelbe vom Ei, wird jedoch in zwei bis drei Jahren von den fünfmal teureren Satzterminals kaum noch zu unterscheiden sein. Vielleicht sind die Gewerkschaften bis dahin endlich aufgewacht oh je, begrabt diese Hoffnung! d. s–in und betreiben die nötige Aufklärungsarbeit; bisher gab es bei Anfragen zum Thema DTP nur die Telefonnummer des Bundesvorstandes. Nähere Informationen und Buchungen: Fa. Catalyst, Tel. 3052055 Christian Beyer McCASH FLOWS ORAKEL
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