■ Mit dem Billigflug auf Du und Du: L'Tur in Bremen: Für 1000,- nach Übersee
Für 299 Mark über Weihnachten nach Malta, für 325 Mark nach Teneriffa oder für 1122 Mark nach Bali? – auch in Bremen sind künftig Urlaubsflüge selbst zur absoluten Hochsaison für diese Dumping-Preise zu haben. Morgen eröffnet der europaweit größte Veranstalter für „Last-Minute-Reisen“, die Baden-Badener „L'Tur“-Kette, in der Bremer Obernstraße eine Verkaufsstelle. Wie in den anderen 75 L'Tur-Büros zwischen Stettin, Dresden, Graz, Bern, Aachen und Den Haag haben dann auch BremerInnen direkten Zugang zu den über 10.000 Last-Minute-Reisen, die täglich in dem Zentralcomputer des Unternehmens zusammengestellt werden. Über 2.000 Tickets verkauft L'Tur im Durchschnitt am Tag – und alle höchstens zwei Wochen vor Reisebeginn.
Um dieses Kritierium für „echtes Last-Minute“ hat der Billig-Flug-Konzern inzwischen sogar einen Prozeß geführt – und gewonnen. Das Düsseldorfer Landgericht untersagte im September aufgrund einer Klage von L'Tur einem kleinen Reisebüro, mit dem Begriff „Last Minute“ für Reisen zu werben, die länger als 14 Tage vor Abflug verkauft werden. „Wer diese Frist nicht einhält, übt einen unzulässigen Entscheidungsdruck auf den Verbraucher aus“, argumentierte der Münchener Wettbewerbsrechtler Tohmas Graefe als Prozeßvertreter von L'Tur vor Gericht aus.
52 Fluggesellschaften, darunter auch die großen Charterflieger LTU, Condor und Hapag-Lloyd, melden täglich ihre leeren Plätze per Datenleitung an L'Tur. Ebenso hat das Unternehmen Verträge mit 870 Hotels in Mittelmeer-Ländern und auf den Kanarischen Inseln, die ebenfalls freie Plätze elektronisch übermitteln. Der Zentralcomputer in Baden-Baden fügt diese Angebote jeden Tag zu gut 10.000 Angeboten zusammen. Die können dann telefonisch, per Fax, im BTX-Netz oder direkt in einer der Filialen gebucht werden, ab Samstag auch in Bremen.
Reisen ins Blaue gibt es bei L'Tur dabei nicht. In den Filialen informieren die normalen Kataloge der Veranstalter über alle angebotenen Hotels. Nur die Preise liegen um bis zu 50 Prozent unter dem, was im Katalog steht.
Last-Minute-Reisen gab es in Bremen natürlich auch schon bisher. Alle normalen Reisebüros greifen dabei jedoch auf die gleichen Informationen zurück. Unter dem Namen „Infox“ bekommen die Reisebüros jeden Freitag schriftlich und täglich on-line am Computer die Billig-Angebote der Veranstalter. Diese Reisen werden zum Teil auch schon länger als 14 Tage im Vorraus verkauft; dann heißen sie allerdings nicht „Last-Minute“, sondern „Kurzfrist-Angebot“ oder „Restplatz“.
„Konkurrenz belebt das Geschäft“, kommentiert der Geschäftsführer von Paco-Reisen, Dünsing, die neue L'Tur-Niederlassung in der Obernstraße. Paco hat bisher in Bremen den höchsten Umsatz mit Last-Minute-Reisen gemacht.Um seinen Umsatz fürchtet Dünsing nicht: „Die Kunden, die in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit uns gemacht haben, werden auch in Zukunft bei uns buchen.“ Ase
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