■ Mit afrikanischen Märkten auf du und du: Abkürzungen zur Union
Berlin (taz) – Den Bemühungen, im östlichen und südlichen Afrika einen gemeinsamen Markt (COMESA) zu gründen, wollen die westafrikanischen Staaten nicht nachstehen. Am 1. August schlossen sich die sieben frankophonen Länder der Region – Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Mali, Niger, Togo und Senegal – zur Wirtschafts- und Währungsunion Westafrika (UEMOA) zusammen.
Dabei gehören die sieben bereits seit 19 Jahren zu einer westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft namens ECOWAS. In der sind auch anglophone Länder, etwa Nigeria und Ghana, Mitglied. Die fühlen sich jetzt ausgeschlossen. Der ghanaische Präsident Jerry Rawlings meckerte: „Welchen Sinn macht eine UEMOA, die dieselben Aufgaben wahrnimmt wie die ECOWAS?“
Die französischsprachigen Staaten möchten aber unter sich bleiben. Sie verweisen auf ihre gemeinsame Währung, den CFA-Franc (CFA steht für Communauté Financière Africaine). Die Politiker der UEMOA-Staaten verbreiten Optimismus. Sie hoffen, daß die UEMOA-Mitglieder schon bald mehr Waren untereinander handeln und weniger auf Importe etwa von dem regionalen Wirtschaftsriesen Nigeria angewiesen sein werden.
Durch die Abwertung des CFA-Francs um 50 Prozent vor einem halben Jahr werden die Produkte der CFA-Länder in der Tat konkurrenzfähiger, weil die Importe aus anderen Ländern durch die Abwertung viel teurer geworden sind. Untereinander brauchen die Mitglieder des Währungsblocks für ihren Handel keine Devisen. Tatsächlich meldet etwa Burkina Faso, daß seit der Währungsabwertung die Exporte von Rindern in die frankophonen Nachbarländer kräftig zunahmen, weil Rindfleisch aus Europa und Argentinien zu teuer geworden ist.
Allerdings hat dies nichts mit der neuen Wirtschaftsunion zu tun, sondern allein mit der Abwertung. Der neue gemeinsame Markt wird wohl kaum wesentliche Änderungen der Handelsströme bringen. Denn was sollte beispielsweise Senegal, dessen Haupterzeugnisse Erdnüsse und Baumwolle sind, vom Nachbarland Mali, das vor allem Baumwolle und Erdnüsse produziert, importieren? Soll die Elfenbeinküste statt nigerianischem Erdöl vielleicht Uran aus Niger kaufen, das mit Abstand wichtigste Ausfuhrgut des UEMOA-Mitglieds? Industrielle Produkte hat von den UEMOA-Ländern ohnehin nur die Elfenbeinküste in nennenswertem Umfang zu bieten.
Neu ist solch ein Zusammenschluß sowieso nicht; die CFA- Länder hatten schon einmal eine Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (CEAO) gegründet, die aber mittlerweile ihr Leben aushauchte. Davor war eine direkt nach der Unabhängigkeit geschaffene Zollunion auch schon gescheitert. Die aus der UEMOA ausgeschlossenen anglophonen Länder haben auch diesmal wohl kaum Grund, neidisch zu sein. Nicola Liebert
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