■ Mit Umweltbewußtsein auf du und du: Resistentes Verhalten
Bonn (AP/taz) – Das Umweltbewußtsein der Deutschen läßt weiter zu wünschen übrig. Zwar richtet der Kraftverkehr bekanntermaßen die Umwelt zugrunde, doch niemand will auf die stinkenden Kisten verzichten. Selbst wenn es darum geht, die Fahrten einzuschränken, wird dies von den BürgerInnen meist rundherum abgelehnt. Nach einer repräsentativen Umfrage haben zwar alle Angst vor Klimaveränderungen und der Zerstörung der Ozonschicht, aber selbst bei einer Verdoppelung des Benzinpreises will die Mehrheit mit dem Auto zur Arbeit fahren. Ähnliche Diskrepanzen zwischen den Ängsten und dem eigenen Verhalten tun sich beim Thema Abfall auf, wie das Institut für praxisorientierte Sozialforschung (ipos) im Auftrag des Bonner Umweltministeriums jetzt ermittelte.
Gefragt nach ihren größten Ängsten, nannten 37 Prozent der Befragten in den alten Ländern das Ozonloch, 36 Prozent die Luftverschmutzung und 18 Prozent Klimaveränderungen. In Ostdeutschland rangierte mit 37 Prozent die Luftverschmutzung an erster Stelle, 34 Prozent sahen sich durch das Ozonloch und 25 Prozent durch Klimaveränderungen bedroht. Obwohl unbestreitbar ist, daß der Schadstoffausstoß im Verkehr zu den wichtigsten Ursachen von Luftverschmutzung und möglichen Klimaveränderungen zählt, sind nur 41 Prozent der Westdeutschen und 27 Prozent der Ostdeutschen uneingeschränkt für eine Umweltabgabe auf Benzin. Selbst bei verdoppeltem Benzinpreis würden sich 74 Prozent der Westdeutschen und 66 Prozent der Ostdeutschen weiterhin hinters Steuer klemmen– und das mit der Begründung, die öffentlichen Verkehrsmittel seien unzureichend und ohne Auto verliere man zuviel Zeit.
Obwohl das Müllproblem von 41 Prozent der Ostdeutschen und 20 Prozent der Westdeutschen als das drängendste Umweltproblem genannt wurde, sind nach der Umfrage nur 10 bzw. 23 Prozent der Befragten bereit, höhere Müllgebühren zu bezahlen. Allerdings sprach sich eine Mehrheit (56 Prozent) der Ostdeutschen für den Bau neuer Müllverbrennungsanlagen aus, während 53 Prozent der Westdeutschen dies strikt ablehnen. Doch selbst bei den Befürwortern herrscht weiterhin das Sankt-Florians-Prinzip: Soll die Anlage vor der eigenen Haustür gebaut werden, wird von weit über der Hälfte dagegen protestiert.
Umweltminister Klaus Töpfer zeigte sich von den Ergebnissen sichtbar enttäuscht: Umweltschutz werde noch immer als eine Aufgabe des Staates und der Wirtschaft betrachtet, so der Minister. „Keiner sieht sich selbst als Verursacher.“ es
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen