■ Mit Thailands Bauern auf du und du: Schweineschiß
Bangkok (taz) – Schweine züchten ohne Gülle und Schmeißfliegen, aber mit mehr Geld in der Tasche. Padet Somchot in Tung Yaow, einem Dorf im Norden Thailands hat seinen Nachbarn ein Geheimnis voraus: „Seit drei Jahren besitze ich eine Biogasanlage.“ Wie etwa dreihundert weitere Schweinezüchter und einige Milchbauern in den fünf nördlichsten Provinzen Thailands profitiert Padet von einem Projekt der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ). Seit fünf Jahren versucht die GTZ, die Verbreitung dieser regenerativen Mini-Kraftwerke zu fördern.
Das in dem Kraftwerk gewonnene Methangas nutzen die Farmer vor allem fürs Kochen, Licht und den Betrieb von Ferkelwärmern – und verringern so erheblich ihre Energierechnung. „Der Energieaspekt steht aber längst nicht mehr allein im Vordergrund“, sagt Hagen von Bloh, einer der GTZ-Berater.
Mit steigendem Wohlstand wird Schweinefleisch im südostasiatischen Königreich derzeit immer populärer. Nach halboffiziellen Schätzungen stehen mittlerweile sechs bis acht Millionen Tiere in den dortigen Schweineställen – mit großen Abwasserproblemen. Denn ein Schwein produziert drei- bis fünfmal soviel „Mist“ wie ein Mensch. Leicht auszurechnen, daß die Schweinepopulation in Thailand genausoviel Scheiße „produziert“ wie die Hälfte der 60 Millionen Thais.
Viele Schweinefarmer lassen ihren überflüssigen Schweinedreck derzeit einfach in umliegende Flüsse, Seen und Reisfelder ablaufen. Die ökologischen Folgen: ungenießbares Trink- und Waschwasser und überdüngte Felder. Mancher Nachbar von Schweinefarmen griff zur Selbsthilfe: Ställe gingen in Flammen auf.
Da kam das Biogas-Projekt wie gerufen: „Mit unseren 300 Pilotanlagen unterschiedlichster Größe haben wir gezeigt, daß die Technik ausgereift, erfolgreich und besänftigend für den Dorffrieden ist“, freut sich von Bloh. Das muß auch das Agrarministerium in Bangkok überzeugt haben. Denn mit Mitteln aus dessen neuen Energiesparfonds soll die Biogastechnik nun landesweit ausgebaut werden – vor allem im „Schweinegürtel“ mit den großen Zuchtbetrieben rund um die thailändische Hauptstadt. In den nächsten sechs Jahren sollen Biogasanlagen mit einem jährlichen Volumen von etwa 100.000 Kubikmeter gebaut werden.
Gewinner der Biogas-Technologie ist aber auch das Weltklima: Statt die Erdatmosphäre aufzuheizen, wird das Methangas, nach dem Kohlendioxid (CO2) das gefährlichste Treibhausgas, verbrannt und somit unschädlich gemacht. Ralf Köpke
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