■ Mit Simbabwes Tabak auf du und du: Rauchen für Devisen
Harare (IPS) – Das Kraut verqualmt Büros und Kneipen, aber Simbawes Regierung spricht gern von „goldenen Blättern“. Denn Tabak ist in dem afrikanischen Entwicklungsland nicht nur eine Droge für Raucher, sondern auch für die Staatskasse. Im Vorjahr exportierte das Land 200.000 Tonnen im Wert von 560 Millionen US-Dollar (Gerade zwei Prozent der Ernte wurden zu Hause inhaliert). „Der Tabak stellt 30 Prozent der Exporte und ein Viertel der Deviseneinnahmen. Wenn die Tabakbranche krank ist, geht es auch der übrigen Wirtschaft schlecht“, weiß der Vorsitzende der simbabwischen Tabakvereinigung, Ian Alcock.
Mit über 152.000 Direktbeschäftigten ist die Branche einer der größten Arbeitgeber des Landes. Weitere 763.000 Menschen sind indirekt von der Tabakproduktion abhängig. Schätzungen zufolge haben knapp 3.700 simbabwische Bauern dieses Jahr Tabak angepflanzt, 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Anbaufläche dürfte mit 84.000 Hektar um acht Prozent gewachsen sein. Trotz der weltweiten Anti-Nikotin-Lobby ist Alcock optimistisch. Er rechnet bis zur Jahrtausendwende mit einem Zuwachs des Verbrauchs zwischen 1,4 und 1,8 Prozent.
Nach Brasilien und den USA ist Simbabwe drittgrößter Tabak-Produzent der Welt und hofft, in diesem Jahr immer noch 190.000 Tonnen absetzen zu können. Am 12. Aperil ist die diesjährige Tabakauktion von Harare eröffnet worden. Abseits des lautstarken Treibens von Auktionären und Käufern waren besorgtere Töne zu hören: Wegen der dürrebedingt schlechten Qualität der Vorjahresernte waren die europäischen Käufer 1992 ferngeblieben. Die „strenge Währungspolitik der Zentralbank“, so der Präsident der simbabwischen Bankenvereinigung, habe den Export erschwert. Nach Schätzungen benötigt die Branche etwa eine halbe Milliarde US- Dollar zur Exportfinanzierung.
Ökonomen warnen unterdessen vor dieser einseitigen Abhängigkeit. Erst dieses Jahr hat China, das bisher nicht zu den großen Anbietern zählte, nach einer guten Ernte das weltweite Überangebot weiter in die Höhe getrieben. Wirtschaftsexperten wie Moven Mahanya von der University of Zimbabwe wollen Simbawe angesichts des weltweiten Anti-Raucher-Trends eine „Entziehungskur“ verordnen. Mahanya schlägt ein Industrialisierungsprogramm oder die Diversifizierung der Landwirtschaft vor. Aber der internationale Tabakverband hält beharrlich dagegen: Eine „gangbare Alternative“ sei nicht vorhanden.
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