■ Mit Regierungs-Recycling auf du und du: Clintons Altreifen
Berlin (wps/taz) – US-Präsident Bill Clinton fährt künftig auf Altreifen. Der amerikanische Regierungschef hat seiner Bürokratie in der vergangenen Woche eine strikte Recycling- Politik verordnet. US-Bundesbedienstete sollen danach künftig ihre Autos mit wiederaufgearbeiteten Altreifen bestücken, recyceltes Altöl verwenden und mehr Altpapier einkaufen.
Der präsidentiellen Verfügung war eine halbjährige Auseinandersetzung hinter den Kulissen vorausgegangen. Streit gab es vor allem um das Altpapierrecycling. Die amerikanische Papierindustrie hatte argumentiert, für mehr Recycling müßte sie neue Maschinen anschaffen, sie würde im Wettbewerb benachteiligt.
Doch in dieser Frage setzte sich die Umweltfraktion in der Administration durch: Die Bundesbürokratie muß jetzt schon 1994 ihren Altpapiereinsatz von 10 auf 20 Prozent verdoppeln, und bis zum Jahr 1998 soll der Einsatz auf 30 Prozent steigen. Clinton sagte zur Begründung, die Regierung müsse in der Umweltpolitik mit gutem Beispiel vorangehen, einer Politik, die „gleichzeitig Arbeitsplätze schafft und der Umwelt nützt.“
Die Bundesbehörden verbrauchen im Jahr 300.000 Tonnen Papier. Das sind zwar nur zwei Prozent des amerikanischen Gesamtverbrauchs, aber Umweltschützer gehen davon aus, daß die Beispielwirkung dem Markt für Recyclingpapier aufhilft. In den USA gibt es rund 5.500 kommunale Papierrecycling-Programme, von denen viele wegen mangelnder Nachfrage nicht wissen, wohin mit dem gesammelten Papier.
Clinton verzichtete darauf, den Bundesbehörden auch den bevorzugten Einkauf von chlorfrei gebleichtem Papier vorzuschreiben. Die Verwaltungsanordnung des Präsidenten erlaubt es zwar Bundesbehörden erstmals, solches Papier zu verwenden. Im ursprünglichen Entwurf hatte es noch geheißen, die Behörden sollten künftig chlorfrei gebleichtes Papier bevorzugen.
In der Bundesrepublik machen chlorfrei gebleichte Papiere inzwischen 50 Prozent des Massenmarktes aus. Im Zeitschriftenmarkt liegt der Anteil aber noch deutlich darunter. Während Spiegel, Stern und die Kataloge von Otto und Quelle inzwischen mit chlorfreiem Papier gedruckt werden, zieren sich andere Großverlage noch, so Christoph Thies von Greenpeace.
In den USA gibt es bislang nur sehr wenige Hersteller von chlorfrei gebleichtem Papier. Einem der weniger Hersteller, der Lyons Falls Pulp und Paper Company, reichte aber auch die halbherzige Entscheidung der Clinton-Administration schon. „Da ist jetzt ein Riß in der Tür, mehr braucht es gar nicht“, so ein Firmensprecher. ten
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