■ Mit Plastikgeld auf du und du: Kartenlegen
Berlin (taz) – Auch die als Plastikgeldmuffel bekannten Deutschen sind mittlerweile dem bargeldlosen Zahlungsverkehr geneigt. Sechs Millionen Leute haben inzwischen eine Eurocard, die Kreditkarte der deutschen Banken und Sparkassen – 16,4 Prozent mehr als noch 1993. Zehn Millionen Kreditkarten besitzen die Deutschen insgesamt.
Fast 60 Prozent der deutschen Kreditkarten stammen von Eurocard, 26 Prozent von Visa, zwölf Prozent von American Express und lediglich drei Prozent von Diners. Weltweit dagegen steht Visa mit 57 Prozent an erster Stelle. Generell müssen die Vertragspartner, also Läden, Tankstellen und Hotels, an den Kartenausgeber eine Provision zahlen, die zwischen drei und über fünf Prozent des gezahlten Betrages liegt. Diese Kosten werden dann auf alle Käufer, auch die kartenlosen, abgewälzt.
Trotzdem wächst die Branche: Geschäftsführer Buchal rechnet damit, daß die Deutschen noch 15 Millionen zusätzliche Plastikkarten gebrauchen könnten. Dennoch müssen die Kartenfirmen auch mit einem eher unliebsamen Wachstum fertigwerden: dem der Konkurrenz. Da sind zum Beispiel die bankfremden Unternehmen – Autofirmen oder Warenhäuser – mit ihren Kundenkarten.
Auch die magnetgestreiften Euroscheck-Karten, mit denen an immer mehr Kassen direkt gezahlt werden kann, sind schwer im Kommen. Während bei der Kreditkarte die Rechnung erst am Monatsende kommt, wird beim sogenannten electronic cash der Betrag sofort vom Konto abgebucht. Die Gebühren sind dabei niedriger. Der Handel könnte also geneigt sein, von der Eurocard zur Euroscheck-Karte umzuschwenken. Die Kreditkartenfirmen wollen dieser Konkurrenz durch Zusatzangebote an die geneigte Kundschaft begegnen: Zinsen auf Guthaben oder Versicherungsleistungen als Köder.
Nur in einem Bereich ist man bei Eurocard stolz, kein Wachstum zu verzeichenen: Bei den Schäden durch Mißbrauch von Plastikgeld wird für 1994 nur noch mit 44 Millionen Mark gerechnet gegenüber 50 Millionen im Jahr 1993. Nun sollen sogenannte intelligente Autorisierungssysteme an den Ladenkassen die Sicherheit weiter erhöhen. Sie überprüfen sofort eine Transaktion auf Plausibilität und veranlassen den Kassierer im Alarmfall, die Personalien des Karteninhabers zu überprüfen. Problem dabei: Die Kosten für die neuen Terminals tragen die Händler – und damit wir alle. Nicola Liebert
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen