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■ Mit Nashörnern auf du und duHorn als Verhängnis

Nairobi (dpa/taz) – Da reisen sie wieder, die Experten und Regierungsvertreter aus aller Welt. Ziel ist diesmal die UNO- Konferenz in Nairobi zum Thema Nashörner. Der Termin pressiert: denn keine Säugetierart geht dem Aussterben so rasch entgegen wie das Rhinozeros. Wenn der Schutz dieser Kolosse nicht in allernächster Zeit drastisch verbessert wird, dürfte die 60 Millionen Jahre alte Spezies bald vom Erdball verschwunden sein.

Vor 30 Jahren trotteten 100.000 Spitzmaulnashörner durch Afrikas Savannen und Tropendickichte. Heute gibt es nur noch 2.400 dieser bis zu 3,75 Meter langen und zwei Tonnen schweren Tiere. Die andere in Afrika verbreitete Art des Breitmaulnashorns war schon viel früher so gut wie ausgerottet. Nur in Südafrika ist es gelungen, durch Nachzucht und Schutz aus ein paar überlebenden Exemplaren wieder einen Bestand von 6.000 aufzubauen.

Ausgerechnet das Horn, das ihnen zur Verteidigung gegen Löwen oder Hyänen dient, wurde den Rhinos zum Verhängnis. In asiatischen Staaten wie Taiwan, China oder Korea wird es in pulverisierter Form seit alters als Bestandteil von Medikamenten geschätzt. In manchen Gegenden sagt man dem Nashornpulver eine potenzsteigernde Wirkung nach. Viele Wissenschaftler halten dies für Aberglauben und sagen, die chemische Zusammensetzung unterscheide sich kaum von der von Haaren oder Fingernägeln. Manche Untersuchungen scheinen allerdings eine fiebersenkende Wirkung anzuzeigen.

Der zweite Absatzmarkt ist der Jemen. Dort wird das Horn zu Griffen für traditionelle Dolche verarbeitet, die statusbewußte Männer im Gürtel tragen. Früher konnten sich nur die wenigsten einen solchen Rhino- Dolch leisten. Aber der Ölboom ließ viele Dollars in das Land fließen und so die Nachfrage steigen.

Das Nashorn gehört seit Jahren zu den am stärksten geschützten Tieren der Welt. Aber die strengsten Gesetze konnten es nicht vor den Gewehren der Wilderer schützen. Dafür sind die Preise, die für das Horn erzielt werden, zu hoch (zuweilen über 15.000 Mark pro Kilo). In Simbabwe gab die Regierung kriegserfahrenen Militärs die Anweisung, auf frischer Tat ertappte Wilderer zu erschießen. Über 150 Wilddiebe wurden getötet, aber es fanden sich trotzdem weiter Verwegene, die innerhalb weniger Monate den Bestand von 2.000 auf 400 Nashörner reduzierten.

Ein Aussterben des Nashorns kann nach Ansicht von UNO-Experten nur verhindert werden, wenn auch die Absatzmärkte für das Rhinozeros- Horn trockengelegt werden. Absichtserklärungen nützen den Tieren nichts. Allein Handelssanktionen könnten vielleicht diese schweren Zeitgenossen retten.

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