Mit Latino-Tanz auf du und du: Deutsches Latein
■ WM im Formationstanzen in Bremen
Bei lateinamerikanischen Tänzen denkt man an Lateinamerika – aber weit gefehlt: Lateinamerikanischer Formationstanz zumindest ist eine sehr deutsche Angelegenheit. Eine Weltmeisterschaft in dieser Sportart reduziert die Welt dann auch auf einen sehr überschaubaren Kreis: An der Weltmeisterschaft im Lateinamerikanischen Formationstanzen, die am 10. Dezember in der Bremer Stasdthalle ausgetragen wird, nehmen mit einer Ausnahme nur europäische Länder teil: „Wir waren sehr froh, daß sich jetzt doch das kanadische Team angemeldet hat, damit haben wir eine echte Weltmeisterschaft.“, so Manfred Paape, der zweite Vorsitzende des Bremer Tanzclubs Grün - Gold und Verantwortliche für die Ausrichtung der WM.
Auf dem lateinamerikanischen Parkett herrscht „deutsche Vorherrschaft“, so die Veranstalter. Bisher kam es mit dem zweiten Platz für Norwegen auf der WM 1993 nur ein einziges Mal zu einem internationalen Erfolg für eine nicht-deutsche Mannschaft. Bei der diesjährigen WM nehmen Teams aus 19 Ländern teil. Chancen auf den Titel haben neben dem Deutschen Meister Bremerhaven und dem Bundesligaspitzenreiter Düsseldorf auch noch die Teams aus Norwegen und Litauen als Außenseiter.
Die ZuschauerInnen können nach Horst Beer, dem Trainer der chancenreichen TSG Bremerhaven mit „echt lateinamerikanischen“ Darbietungen rechnen. Denn nach einer Zeit der Beeinflussung des lateinamerikanischen Formationstanzes durch Musicals, Akrobatik und Ballett, gehe jetzt der Trend wieder zu den Wurzeln dieser Tanzart zurück. Der Eindruck, der auf der Pressekonferenz von der kommenden Weltmeisterschaft vermittelt wurde, ließ allerdings mehr an deutsches Leistungsbewußtsein denken und weniger an lateinamerikanische Leichtigkeit. Die TänzerInnen der TSG Bremerhaven trainieren täglich zwei bis drei Stunden, und das, obwohl es sich um voll berufstätige AmateurInnen handelt. Das Vokabular des Trainers der TSG rief Assoziationen zum Fußball hervor: „Leistung ...harte Arbeit ...gute Einstellung der Mannschaft...“. Er wurde dann auch von Paape mit einem Otto-Rehhagel-Zitat charakterisiert:“Ich bin ein demokratischer Diktator.“ Der so Beschriebene lachte geschmeichelt. Henrik Otto
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